1812 - 1841 (28 Jahre)
Geb. 4.12.1812 zu Dillenburg, verh. Seit 6.10.1835 mit dem Lehrer an der Stadtschule zu Wiesbaden, Johann Daniel Becker, geb. 6.11.1801, Sohn des Schullehrers Johann Daniel Becker und der Anna Margarethe, geb. Weber, Eheleute zu Fellerdilln im Dillkreis. Er hatte urspr?nglich F?rster werden wollen, entschlo? sich aber sp?ter f?r den Lehrerberuf, angeregt durch den Aufschwung, den damals ? nach 1817 ? das Schulwesen in Nassau nahm. Infolgedessen besuchte er das neugegr?ndete Lehrerseminar in Idstein, war dann zehn Jahre Lehrer in Herborn, das mit seinem theologischen Seminar und der gro?en Zahl wissenschaftlich gebildeter M?nner ihm mannigfache Anregungen bot. 1831 wurde er nach Wiesbaden versetzt, wo er zehn Jahre als Lehrer an der Vorbereitungsschule f?r das P?dagogium wirkte; nebenbei war er als Inspizient der neueingerichteten Kleinkinder-Bewahranstalt t?tig und au?erdem Lehrer an der Ackerbauschule zu Hof Geisberg, immer bem?ht, seine mineralogischen und botanischen Kenntnisse zu erweitern. 1840 ward er provisorisch zum Reallehrer an der neu errichteten Realschule in Wiesbaden und bei Umwandlung derselben zum Realgymnasium an diesem als Reallehrer endg?ltig angestellt. Nach langj?hriger Wirksamkeit am Realgymnasium wurde er vom 1. April 1857 ab zum ?ersten" Reallehrer in Biebrich a. Rh, ?bef?rdert". Er hat nie seine Versetzung nach Biebrich als Bef?rderung (Leiter der Realschule) angesehen und sich nie dort recht wohl gef?hlt. Sein Gehalt betrug 800 Gulden, und sein Dienst war ein au?erordentlich schwieriger. Die ?beranstrengung machte ihn kr?nklich, Ungl?ck in der Familie ? sein ?ltester Sohn Friedrich Wilhelm (Fritz) *) lebte in der Verbannung in Sibiren ? bedr?ckten ihn seelisch. Trotzdem vers?umte er in treuem Pflichtgef?hl nichts, was zur F?rderung der Schule dienen konnte. Als er 1857 seine Stelle in Biebrich antrat, war die Zahl der Sch?ler auf 50 gesunken, als er schied, betrug sie 98. Zunehmende Kr?nklichkeit veranla?ten ihn, im Fr?hjahr 1866 wiederholt und dringend um seine Versetzung in den Ruhestand zu bitten. Diese wurde ihm von der Nassauischen Regierung vom 1. April 1866 ab gew?hrt. Er erhielt nicht nur das gesetzliche Ruhegehalt, sondern auch ?h?chster Entschlie?ung zufolge" eine Gratifikation von 150 Gulden und das nassauische silberne Verdienstkreuz mit dem Kernwort: Virtute.
Die Chronik f?r die Real- und T?chterschule zu Biebrich schlie?t mit folgenden Worten von ihm: ?Nach dem Schillerschen Ausspruch: ,Unter allen Erdeng?tern bleibt der Ruhm das h?chste doch' usw., habe ich grunds?tzlich, meines Vorteils halber, bei keinem Menschen das Strahlende zu schw?rzen und das Erhabene in den Staub zu ziehen gesucht: will man bei mir die diametrale Praxis anwenden, wohlan mein Gewissen bei?t mich nicht!!
Biebrich, am 15. April 1866.
D. Becker, Realoberlehrer a. D."
Niemand hat seinen Ruhm zu schm?lern versucht. Sein Nachfolger pries seinen unerm?dlichen Eifer, seine Sch?ler lobten ihn als t?chtigen und gerechten Lehrer, und die nachfolgenden Geschlechter werden die Erinnerung an diesen wackeren K?mpfer f?r die Realschule in Biebrich a. Rh. stets hochhalten.
Er starb Anfang der 1870er Jahre in Wiesbaden. Im Juli 1870 lebte er noch. Seine Ehefrau war schon im April 1841 in Wiesbaden gestorben.
Sein Enkelssohn war der Lehrer Karl Becker in Dotzheim, sp?ter Konrektor in Wiesbaden, geb. 12. M?rz 1870 in Wiesbaden, Sohn des verst. Kanzlisten und fr?heren Eisenbahnbediensteten Adolf Becker in Wiesbaden. Seit 1. April 1890 im Schuldienst der Gemeinde Dotzheim t?tig, besa? er besondere Begabung f?r Musik und war Leiter des evangelischen Kirchenchors in Dotzheim. Dabei war er ein guter Zeichner und hat l?ngere Zeit Unterricht in der gewerblichen Fortbildungsschule in Dotzheim erteilt. 1895 verheiratete er sich mit Margarete Jung, Tochter des in jungen Jahren verstorbenen Lehrers Karl Jung in Heddernheim. Sie starb 1919 in Dotzheim. Er wurde 1930 zum Konrektor ernannt und war als solcher bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand im Jahr 1932 an der Bl?cherschule in Wiesbaden t?tig. Seit 1935 lebte er in zweiter Ehe mit Frieda Haberstock aus Dotzheim und starb am 29. Juli 1939 in Wiesbaden. Dort ruht auch seine Asche in einer Urne auf dem S?dfriedhof.
*) Anmerkung: Er war Oberingenieur und Miterbauer des K?lner Hauptbahnhofs, geb. 1. August 1836 in Wiesbaden. Hatte nach Absolvierung des Realgymnasiums in Wiesbaden auf dem Polytechnikum (Technischen Hochschule) in Karlsruhe studiert, war von Herbst 1858 bis zum Fr?hjahr 1864 im russischen Eisenbahndienst als Ingenieur und Inspekteur t?tig, wurde im M?rz 1864 als solcher wegen Spionageverdachtes verhaftet und auf Grund eines von einem russischen Kriegsgericht aus Anla? der polnischen Aufstandsbewegung gef?llten Urteils, das auf geh?ssigen Anfeindungen und l?gnerischen Zeugenaussagen beruhte, nach Tobolsk in Sibirien verbannt, wo er sich ?ber zwei Jahre in der Verbannung befand. Erst Ende des Jahres 1866 konnte er nach Deutschland zur?ckkehren, nachdem inzwischen seine Unschuld erwiesen und das gegen ihn ergangene Fehlurteil auf kaiserlichen Befehl aufgehoben bzw. die Strafe im Gnadenweg erlassen worden war.
Diese Website läuft mit v. 14.0.3, programmiert von Darrin Lythgoe © 2001-2025.
Betreut von .