Die im folgenden beschriebenen Vorgänge könnten auch einem Drehbuch für einen Western Film entsprungen sein, sind aber tatsächlich so passiert.

 

Im Jahr 1851 war die Stadt Mason in der Region des texanischen "Hill Countrys" ein Fort, bekannt als "Fort Mason". Das texanische "Hill Country" ist eine der sieben Regionen in Texas im Dreieck zwischen Austin, Fredericksburg und New Braunfels heißt nicht umsonst Hügelland. In dieser Gegend haben sich vor langer Zeit deutsche Einwanderer niedergelassen, weil ihnen die Landschaft so vertraut erschien. Deutsche Straßennamen, Bräuche sowie Antiquitäten-Läden mit deutschem Handwerk erinnern daran. Darüber hinaus tragen viele Einwohner deutsche Namen und viele Verwandte wurden dort, im benachbarten Llano County oder im Gillespie County geboren oder sind dort gestorben. Stammutter dieses Familienzweiges ist Anna Katharina Steup aus Bach im Westerwald.

Siedler in der Umgebung von Fort Mason wurden von der Sicherheit vor Indianerangriffen angezogen und auch viele Soldaten ließen sich nach ihrer Entlassung aus dem Militärdienst in der Umbebung des Forts nieder. Etwa 20 Jahre lang war es idort relativ ruhig, bis 1868 entwickelte sich das städtische Leben einer texanischen Kleinstadt.

In den 1870er Jahren brach ein heftiger Streit zwischen englischen Ranchern und deutschen Siedlern aus, die 2 Jahre dauernde Fehde begann mit dem Vorwurf des Viehdiebstahls.

Viehdiebstahl war zur damaligen Zeit schon lange ein Problem für die texanischen Rancher. Organisierte Banden stahlen häufig Vieh, aber die Situation wurde noch dadurch verschlimmert, dass es den Trailbossen im Frühjahr oft "egal war, wessen Kühe sie trieben", und sie nahmen "Mavericks" (Tiere ohne Brandzeichen) und sogar andere Brandzeichen mit, obwohl man davon ausging, dass sie die Gewinne an den rechtmäßigen Eigentümer zurückgeben sollten. 

Was ganz harmlos damit begann, dass ein paar Viehzüchter streunende Rinder zum Verkauf trieben, entwickelte sich bald zu einem regelrechten Krieg mit deutschen Siedlern, die mit dieser Praxis nicht einverstanden waren. Sie hielten kleine Herden, und der Verlust eines einzigen Kalbes bedeutete für sie bares Geld. Zusammen mit der Tatsache, dass eine Gruppe von Nomaden mit einer Vorliebe für Viehdiebstahl nach dem Bürgerkrieg nach Texas gekommen war, entstand ein Pulverfass, das nur darauf wartete zu explodieren.

Der "Mason-County-Krieg", der in Anspielung auf die maskierten Mitglieder eines Wachsamkeitskomitees (Vigilanten1)) auch als "Hoodoo-Krieg" bezeichnet wird, war eine Zeit der Gesetzlosigkeit, die durch eine "Flut von Viehdiebstählen" in den Jahren 1875 und 1876 ausgelöst wurde. Die Gewalt führte zu einer Reihe von Lynchmorden und Vergeltungsmorden. Der Konflikt kostete mindestens 14 Männer das Leben und führte zu einem Klima bitterer "nationaler Vorurteile" gegen die deutsch-amerikanische Bevölkerung in den folgenden Jahren.

Im Jahr 1872 wählte die überwiegend deutsche Bevölkerung des Mason Countys John Clark zum Sheriff und Dan Hoerster zum Viehinspektor.

Clark und Hoerster organisierten 1875 ein Aufgebot, um gegen die immer schlimmer werdenden Viehdiebstähle in der Gegend vorzugehen und verlorenes Vieh zurückzuholen. Bald stießen sie auf eine Herde mit verschiedenen Brandzeichen, die von der Bande der Gebrüder Backus gestohlen worden war.

Von den insgesamt neun Männern konnten fünf festgenommen und ins Gefängnis von Mason gebracht werden. Zu den Gefangenen gehörten Lige Backus, Pete Backus, Charley Johnson, Abe Wiggins und Tom Turley. Ein Mitglied des Aufgebots, Tom Gamel, behauptete später Clark und Hoerster hätten vorgeschlagen die Gefangenen zu lynchen.

In der Nacht des 18. Februar 1875 versuchte ein vierzigköpfiger Lynchmob mit einem Rammbock in das Gefängnis einzubrechen, nachdem es ihnen nicht gelungen war die Schlüssel vom Gefängniswärter Deputy John Wohrle zu bekommen. Sowohl Sheriff Clark, als auch der zu Besuch weilende Texas Ranger Lt. Daniel Webster Roberts wurden mit der Warnung das sie erschossen würden daran gehindert einzugreifen. Trotzdem gelang es Clark, ein Aufgebot von etwa sechs Bürgern zusammenzutrommeln, die zusammen mit Roberts den Mob bis zum südlichen Stadtrand verfolgten, wo sie dabei waren die Gefangenen an einer großen Pfosteneiche aufzuhängen. Als das Aufgebot den Mob erreichte, waren Lige und Pete Backus und Abe Wiggins bereits tot, aber es gelang dem Aufgebot Tom Turley zu retten, während Charley Johnson entkam. Die anschließenden Ermittlungen verliefen ergebnislos.

Dies war der Beginn der Aktivitäten des Wachsamkeitskomitees oder "Hoodoos", die mit Hinterhalten und mitternächtlichen Hinrichtungen die Diebe und Gesetzlosen loswerden wollten.

Tom Gamel erfuhr im März 1875, dass er in das Ziel des Wachsamkeitskomitees gerückt war, was ihn dazu veranlasste, seine Freunde zu versammeln und sich in die Stadt zu begeben um der Bedrohung entgegenzutreten. Gamels Gruppe verließ die Stadt nach ein paar Tagen, kehrte aber zurück, als Sherriff Clark mit 62 Männern zurück kam, alles Deutsche. Beide Gruppen einigten sich auf einen Frieden mit "keinem Mob oder Hängen".

Im Mai verhaftete Deputy Wohrle den "prominenten und beliebten Amerikaner" Tim Williamson, nachdem Dan Hoerster seine ein Jahr alte Kaution für den Diebstahl eines Jährlings widerrufen hatte. Williamson arbeitete für Charley Lehmberg in Loyal Valley, der dafür bekannt war, fünf Dollar pro Kopf für ungebrandetes Vieh zu zahlen. Deputy Wohrle und Williamson wurden kurz vor der Ranch von einem Dutzend Männern unter der Führung des deutschen Ranchers Peter Bader gestellt, die Williamson erschossen. Dieser Mord erhöhte die Spannungen zwischen der amerikanischen und der deutschen Seite enorm, vor allem nachdem eine Grand Jury am 12. Mai die Verantwortlichen nicht anklagte.

Als der Mord an Williamson nicht vor Gericht verhandelt wurde, kam der Hoodoo-Krieg in vollen Gang.

Zu den nun Beteiligten gehörte Scott Cooley, ein Waisenkind, das von der Williamson-Familie aufgezogen worden war und geschworen hatte, "die Männer zu erwischen, die es getan hatten". Cooley war von Indianern verschleppt worden, nachdem diese seine Eltern getötet hatten, wurde aber später von den Williamsons aufgezogen. Cooley diente in der Texas Rangers Company D unter Captain Perry, bevor er in der Nähe von Menardville eine Farm betrieb. Nach der Ermordung von Williamson kam Cooley nach Mason und erfuhr so viel wie möglich über die Umstände und die Namen der Beteiligten. Sein erster Racheakt ereignete sich am 10. August, als Cooley Deputy Worhle in den Hinterkopf schoss und wie einen Indianer skalpierte, während dieser Doc Charley Harcourt beim Graben eines Brunnens half.

Cooley gründete eine Bande, zu der George Gladden, John und Mose Beard2) und Johnny Ringo gehörten. Gladden und Mose Beard gerieten südlich von Mason in einen Hinterhalt von sechzig Männern unter der Führung von Peter Bader, Dan Hoerster und Sheriff Clark, wobei Beard getötet wurde. Cooleys Männer, darunter Johnny Ringo, töteten dann Cheney in seinem Haus, der Beard und Gladden in den Hinterhalt geführt hatte. Hoerster wurde von Scott Cooley, Gladden und Bill Coke getötet, als er am Friseursalon von Mason vorbeiritt. Am nächsten Tag wurde Coke von einem Mason-Trupp bei John Gamel gefangen genommen und getötet.

Daraufhin wurde Mason von der Gewalt so überrannt, dass sich die Bürger erneut an den Gouverneur wandten und um Schutz baten.

Auf Befehl von Gouverneur Richard Coke traf am 28. September Major Jones von den Texas Rangers ein, mit zehn Mann der D-Kompanie (Cooleys alter Einheit) und dreißig Mann der A-Kompanie und seiner Eskorte unter Captain Ira Long. Major Jones schickte sofort Späher aus, die nach Cooley suchten, ihn aber nach zwei Wochen Suche nicht fanden.

Friedensrichter Wilson Hey stellte Haftbefehle gegen Sheriff Clark und andere aus, die auch verhaftet wurden. Obwohl die Anklage nicht standhielt, legte Sheriff Clark sein Amt nieder und wurde danach nie wieder gesehen. Major Jones' Scouts suchten weiterhin vergeblich nach Cooley und seiner Bande, was Jones dazu veranlasste, seine Ranger aufzufordern, dass diejenigen, die mit Cooley sympathisierten "vortreten" sollten, fünfzehn von ihnen taten dies auch. Die verbliebenen Ranger nahmen anschließend Gladden und Ringo gefangen.

Im November tötete Scott Cooleys Bande Charley Bader in seinem Haus und Peter Bader ereilte bald das gleiche Schicksal.

Ende Dezember 1875 wurden Cooley und Ringo von Sheriff A.J. Strickland verhaftet, weil sie das Leben von Burnet County Deputy Sheriff John J. Strickland bedroht hatten. Später entkamen sie mit Hilfe von vierzig "Helping Hands" aus dem Gefängnis von Lampasas County. Johnny Ringo verließ den Staat in Richtung Arizona, wo er sich erneut einen Ruf als Viehdieb und Krimineller erwarb.

Der Sommer 1876 war eine weitere Periode des Terrors und der Gesetzlosigkeit, bevor Cooley starb, entweder durch Gift nach einem Essen im Nimitz Hotel in Fredericksburg oder durch "Hirnfieber" oder aufgrund früherer Wunden.

George Gladden wurde für den Mord an Peter Bader inhaftiert.

Im Mason County kehrte schließlich wieder Frieden ein, vierzehn Männer starben und viele wurden verletzt. Es kam zu Gerichtsverhandlungen ohne Verurteilungen, und am 21. Januar 1877 brannte ein Brandstifter das Gerichtsgebäude von Mason County bis auf die Grundmauern nieder. Alle schriftlichen Aufzeichnungen über die Fehde verschwanden mit ihr, und die Bürger von Mason schwiegen für die gesamte erste Generation der Überlebenden. Wenn man sich vor Ort nach dem Hoodoo-Krieg erkundigte, war die einzige Antwort, die man erhielt: "Der Ärger ist vorbei, lasst ihn sterben."

 

 

 

 

1) In den Grenzgebieten gab es so gut wie keine Gefängnisse, worin man Übeltäter hätte einsperren können. Ställe und ausgetrocknete Brunnen mussten oft dafür herhalten. Nach ordentlichen Gerichten musste man ebenfalls lange suchen. So entstanden die Wachsamkeits-Komitees (Vigilanten), die aus einfachen Bürgern bestanden und die mit den Verbrechern kurzen Prozess machten. Oft wurden Todesurteile ausgesprochen und auch an Ort und Stelle vollstreckt. Erst im Laufe der Zeit bildeten sich die Gesetze heraus, die zum Westen des Landes passten.

2)John und Mose Beard waren Revolvermänner im Mason County und später in die Horrell-Higgins Fehde im Lampasas County verwickelt.

 

 

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