Wilhelm-II. Steup wird am 8. März 1853 in Mönchengladbach geboren, als Sohn des aus Stangenrod im Westerwald stammenden Wilhelm-I. Steup und seiner aus Duisburg stammenden Ehefrau Anna Katharina geb. Winsterman.

Er heiratet die 1852 geborene Anna Maria Schmitz und hat insgesamt 9 Kinder mit ihr. 7 Kinder werden in Mönchengladbach geboren und 2 Kinder in den USA. Der Sohn Gustav stirbt bereits im 1. Lebensjahr.

Im Juli 1891 'verklagt' Anna Maria ihren Ehemann Wilhelm vor dem Königlichen Landgericht in Düsseldorf auf Gütertrennung. Sie wird dabei vertreten von Rechtsanwalt Cohen. Die mündliche Verhandlung vor der II. Zivilkammer findet am 27. Oktober 1891, Vormittags um 9 Uhr statt.

Hoffentlich hat die Gütertrennung noch rechtzeitig stattgefunden, denn bereits am 20. August 1892 beschlagnahmt das Gericht Immobilien der Familie.

Der Kaufmann Michael Stern aus Mönchengladbach, der durch die Rechtsanwälte Lamberts und Dr. David aus Mönchengladbach vertreten wird, hat einen Schuldtitel gegen den Klempnermeister Wilhelm Steup erwirkt. Um sein ausstehendes Geld zu erlangen, soll am Donnerstag den 12. Januar 1893, Vormittags um 10 Uhr im Amtsgericht an der Abteistraße in Mönchengladbach die beschlagnahmte Immobilie des Wilhelm Steup an den meistbietenden versteigert werden:

Zu versteigern ist ein an der Waldhausener- Ecke Ludwigstraße gelegenes Wohnhaus mit Hofraum und Garten. Das Grundstück wird einerseits begrenzt duch das Eigentum des Schuhmachers Mathias Peters und andererseits von der Ludwigstraße.

Das Haus ist massiv zweistöckig in Stein erbaut, hat zwei Schornsteine und ist mit Dachziegeln gedeckt. An der Waldhausenerstraße sind im Erdgeschoß eine Eingangstür und zu beiden Seiten derselben je 2 Fenster. In der ersten Etage befinden sich 5 Fenster. Von dem Hausflur führt eine steinerne Treppe zu dem Hof, welche um die Höhe eines Stockwerks tiefer liegt wie das Straßenniveau.

Hofwärts zeigt sich zu ebener Erde die Eingangstür zu einer sogenannten Kellerwohnung und zu beiden Seiten derselben je eine Fenster, darüber sind in der ersten und zweiten Etage je 3 Fenster sichtbar.

Vor dem Haus liegt der Garten und hinter demselben der Hofraum. Der Garten ist mit einer Hecke eingefriedet. Der Hofraum ist nach der Ludwigstraße mit einer Hecke und nach der Waldhausenerstraße mit einer Mauer umgeben. Nach der Ludwigstraße sind im Erdgeschoß eine Kellerluke und in der ersten Etage 2 Fenster sichtbar.

Bewohnt wird das Haus von dem Zinngießer Peter Anton Simoni als Anmieter.

Der jährliche Rechnungswert der Gebäude beträgt 480 Mark. Die Jahressteuer beträgt 10 Mark 20 Pfennig.

Das Erstgebot liegt bei 1000 Mark.

Der vollständige Auszug aus der Steuerrolle, sowie die Kaufbedingungen liegen auf der Gerichtsschreiberei des Königlichen Amtsgerichts hierselbst zur Einsicht offen.

Am angesetzten Versteigerungstermin wird die Immobilie letztendlich für 11.000 Mark versteigert.

Ein weiterer Gläubiger, die Eisenwarenhandlung R. Broix aus Neuss beantragt ein Jahr später durch den Rechtsanwalt Schreibers ein Verteilungsverfahren des erziehlten Versteigerungserlöses. Das Amtsgericht erstellt einen Verteilungsplan und fordert alle auf, die einen Titel hierzu haben, am 15. Februar 1894, Vormittags 10:30 Uhr im Amtsgericht an der Abteistraße 27 zu erscheinen.

Auch Wilhelm Steup wird vorgeladen, sein aktueller Aufenthaltsort ist allerdings dem Gericht nicht bekannt.

Zu dem angesetzten Zeitpunkt im Jahr 1894 befand sich die Familie Steup schon nicht mehr im Zugriffsbereich des Amtsgerichts in Mönchengladbach sondern bereits seit 2 Jahren in den Vereinigten Staaten. Wilhelm und seine Ehefrau verlassen Mönchengladbach am 27. April 1892 zusammen mit ihren 6 Kindern, um von Antwerpen aus die Reise nach New York in den USA anzutreten. Sie überquerten den Atlantik mit dem Schiff "Belgenland"1) und erreichten ihren Endpunkt in Pittsburgh am 11. May 1892.

Wilhelm ist der Stammvater einer großen Nachfahrenschar in den USA geworden. Am 14. April 1897 erhält Wilhelm-II die amerikanische Staatsbürgerschaft. Söhne von ihm haben am ersten Weltkrieg (1914/18) gegen Deutschland teilgenommen und befanden sich 1918/20 bei der amerikanischen Besatzungsarmee im Rheinland (Koblenz).

Wilhelm-II´s ältester Sohn, Wilhelm-III wird später ebenfalls noch polizeilich in Deutschland gesucht. Die Strafkammer des Königlichen Amtsgerichts in Mönchengladbach hat ihn am 5. Februar 1903 zu einer Geldstrafe von 160 Mark, ersatzweise 32 Tage Gefängnis verurteilt, weil er sich ohne Erlaubnis aus dem Reichsgebiet entfernt und damit dem Militärdienst entzogen hat. Am 13. November 1922 erhält Wilhelm-III die amerikanische Staats-bürgerschaft.

 

 

 

 

1) Die Belgenland war ein Passagierschiff, das von der Barrow Shipbuilding Company für die Red Star Line in Antwerpen gebaut wurde. Ihr Stapellauf war am 24. Dezember 1878. Ihre Jungfernfahrt von Antwerpen nach Philadelphia begann am 30. März 1879. Am 20. Mai 1879 wurde sie auf die Strecke Antwerpen - New York verlegt. Ihre letzte Fahrt in diesem Dienst begann am 6. Juli 1895 und sie wurde dann an die American Line verchartert.
Das Schiff wurde für die Beförderung von 150 Passagieren der 2. und 1.000 Passagieren der 3. Klasse umgerüstet und nahm am 31. Juli 1895 den Verkehr zwischen Philadelphia und Liverpool auf. Ihre letzte Fahrt auf dieser Strecke fand am 17. Oktober 1903 statt. Nach der Rückgabe an die Red Star Line wurde das Schiff auf der Strecke Antwerpen-Philadelphia eingesetzt, und zwar nur mit Passagieren der 3.Klasse. Ihre letzte Überfahrt von Philadelphia nach Antwerpen fand am 7. Dezember 1904 statt. Danach wurde sie an italienische Eigner verkauft und in Venere umbenannt, bevor sie 1906 abgewrackt wurde.

 

 

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