Johann Henrich Steup wird am 16. Oktober 1774 als Sohn des Johann Martin Steup und seiner Ehefrau Elisabeth Maria, geb. Giehl in Bach geboren. Er lebte als Land- und Bergmann, sowie als Strohdecker zu Bach und verheiratete sich am 12. November 1797 mit Anna Steup, geb. Kleber, Witwe seines im Alter von 24 Jahren gestorbenen Cousins Johann Martin Steup zu Bach.
Der Schwiegersohn von Johann Henrich Steup, der Schlosser Georg Jakob Jung aus Emmerichenhain lauerte ihm am 8. August 1825, als er von dem Neukircher Markte heimkam, auf und schlug ihm mit einem Stein eine schwere Kopfwunde, an der er 13 Tage später im Krankenhaus gestorben ist. Die Leiche wurde am Abend des 22. August 1825, nachdem die gerichtliche Öffnung vorgenommen war, beerdigt.
Georg Jakob Jung wanderte nach Verbüßung einer zehnjährigen Gefängnisstrafe für die Erschlagung seines Schwiegervaters 1835 mit seiner Familie nach Nordamerika aus.
Im Medizinischen Jahrbuch für das Herzogtum Nassau1), wird die Behandlung von Johann Henrich wie folgt beschrieben:
Henrich Steup, 51 Jahre alt, von starkem Körperbaue, wurde den 8. August durch einen Steinwurf verwundet, verlor in der Nacht viel Blut, erbrach sich einmal, blieb bei vollem Bewusstsein, klagte den 9ten nicht über besondere Schmerzen. Bei der Untersuchung fand sich, neben sugillirter Anschwellung des linken Augenlieds, eine von der Mitte der Stirne schief abwärts nach links 1,5" sich erstreckende Wunde mit gerissenen Rändern, bis auf den Knochen dringend, der selbst verletzt erschien, und nach Erweiterung der Wunde eine oben in der Mitte des Stirnbeins beginnende, nach der linken Seite abwärts sich erstreckende Knochenspalte zeigte, mit mehreren kleinen Nebenspalten, so dass 5 abgesonderte Knochenstücke gebildet waren, welche sämmtlich etwas, in der Mitte aber besonders etwa 1/4” tief deprimirt waren. Aus diesen Spalten floss mit Pulsation des Gehirns viel Blut. Da weiter keine Zufälle vorhanden waren und Patient viel Blut verloren hatte, wurde nichts als kalte Aufschläge mit einfachem Verbande und ein Inf. arnicae mit Nitrum verordnet. Am Nachmittage fand eine starke Blutung bis zur Ohnmacht statt, die mit Erneuerung des Verbandes still stand.
Den 10ten. Patient hatte gut geschlafen, klagte nur über etwas Klopfen in der Stirngegend, sonst keinen Schmerz, war völlig bei Bewusstsein und konnte ohne Beschwerde aus dem Bette aufstehen; Puls regelmässig. Bei Erneuerung des Verbands wurde ein kleines Knochenstück entfernt und die deprimirten Knochenstücke fast bis zum Normalen elevirt. Durch die Spalte entleerte sich immer noch viel Blut. Verordnung wie gestern.
Den 11ten. Befinden wie am 10ten. Oeffnung noch nicht erfolgt, desshalb Zusatz von Natr. sulphur. zu jener Mixtur. Des Abends ward der Verband erneuert und ein circa 3/4” langes und 1/2” breites Knochenstück entfernt. Es entleerte sich hierbei wieder eine ziemliche Quantität Bluts aus dem Innern des Schädels.
Den 12ten. Guter Schlaf die Nacht; das Klopfen in der Stirngegend hat sich verloren; Puls regelmässig; Stuhlgang dessgleichen; nur etwas trockener Husten.
Den 14ten. Keine Veränderung in dem Befinden, nur der Puls etwas gespannter; Behandlung dieselbe, nur auf den Rath des M.R. Dr. Kissel eine grössere Erweiterung der Wunde, wobei Patient viel Blut verlor und ohnmächtig wurde; Spannung im Pulse verlor sich danach.
Den 15ten. Abends 10 Uhr fing Patient auf einmal an, gelind zu deliriren, schlief wenig, klagte nicht besonders über Schmerz, das Sprechen fiel wegen Steifigkeit der Zunge beschwerlich, diese war auch etwas trocken; Durst vermehrt; Puls beschleunigt und etwas zusammengezogen. Es hatte sich Durchfall eingestellt, desshalb blieb Natr. sulphur. aus der Mixtur weg. Bei dem Verbande nahm man wieder ein Knochenstück von 1”x1" und ein kleineres (die innere Lamelle des am 11ten weggenommenen Stücks) weg. Am Abende nahmen Beschwerde des Sprechens und Delirien zu; Puls schneller, aber weich und klein; Zunge feucht; Durst weniger; die harte Hirnhaut drängte sich etwas durch die 1,5”x1,5" haltende Oeffnung im Knochen hervor.
Den l6ten. Patient lag mit offenen Augen ruhig, sprachlos, auf die Fragen nur mit der Hand winkend; Puls klein; seit Mitternacht röchelndes Hüsteln. Es wurden ebenfalls 2 Knochenstücke entfernt. Verordnung: Fortgebrauch der Arzenei. Thee aus Spec. pect. mit Arnica. Vesicator auf Brust.
Den 17ten. Derselbe Zustand. Es wurden 6 Knochenstüeke von verschiedener Grösse leicht weggenommen, wobei wieder viel Blut ausfloss.
Den 18ten. Bei übrigens unverändertem Zustande Unvermögen zu schlingen, unregelmässiger Puls, Schwäche. Gute Eiterung.
Den 19ten. Patient konnte wieder schlingen, aber nicht sprechen; Puls klein, langsam. Gute Eiterung der reinen Wunde.
Den 20ten. Patient hatte die Nacht nicht geschlafen, war mehrmals aufgesprungen, es hatten sich Konvulsionen und Lähmung des rechten Arms eingestellt. Puls klein, aussetzend; Wunde trocken.
Den 21ten. Tod.
Die von M.R. Dr. Müller und Dr. Köhler am 22. Aug. 1825 gemachte Sektion ergab: Oeffnung in der Mitte des Stirnbeins 2” gross; die dura Mater nach der linken Augenhöhle zu von dem Knochen getrennt; von dem untern Rande der Oeffnung eine Fissur nach linkem Foramen supraorbitale; die Sinus frontales mit extravasirtem Blute angefüllt; die dura Mater, dem Locheim Stirnbeine entsprechend, rothblau gefärbt, mit etwas Eiter überzogen. Unter derselben auf der linken Hemisphäre Eiterüberzug, etwas weniger auch auf der rechten; in den vorderen beiden Gehirnlappen etwa 1,5 Unze geronnenes Blut; circa 3 Unzen Serum in den Seitenventrikeln. Auf dem hintern rechten Gehirnlappen ein kleines Blutextra vasat. Gehirnsubstanz normal. Kleines Gehirn mit venösem Blute überfüllt.
1) Medizinische Jahrbücher für das Herzogtum Nassau, siebtes und achtes Heft, 1848, Seite 111