Arno Weitzenberg, Ehemann von Louise Steup dient zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Offizier in der Schutztruppe von "Deutsch-Südwestafrika" und war um 1905 für die Schifffahrt in Swakopmund zuständig. Von seiner Station aus unternahm er viele Patrouillen ins Landesinnere, vor allem das Flussbett des Swakop hinauf. Der Swakop ist zusammen mit seinem Nebenfluss Khan einer der größten zeitweise wasserführenden Trockenflüsse im Westen Namibias. Er ist 460 km lang und hat ein 29.409 km² großes Einzugsgebiet. Bei Swakopmund mündet er in den Südatlantik.

Arno kam zu dem Schluss, dass sich hier ideale landwirtschaftliche Bedingungen für sein Projekt bieten. Es waren ausreichend guter Mutterboden und unterirdische Wasservorräte vorhanden.

Zeichnung Weitzenbergfarm 1917

Nach einer Rückkommandierung nach Mainz nimmt der inzwischen zum Hauptmann beförderte Weitzenberg im Jahr 1910  seinen Abschied vom Militär um Straußenfarmer im Swakoptal zu werden. Erste landwirtschaftliche Erfahrung in der Landwirtschaft konnte er bereits in Ostafrika sammen, wo er zuvor stationiert war.

Im Swakoptal gab es schon Felder mit Luzerne und Gemüsebeeten. Luzerne wird vorwiegend als Viehfutter angebaut und wächst als überwinternd grüne, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von bis zu etwa 1 Meter. Sie besitzt ein tiefreichendes Wurzelsystem mit Rhizomen von über 4,5 Metern Ausdehnung, was sie ungünstige Niederschlagsperioden (Dürren) gut überstehen lässt.

Pumpen fördern ausreichend Wasser über weite Strecken durch Kanäle um die Plantagen zu bewässern. Einige dieser Farmen sind bis heute erhalten, so die Farm und Oase von Goanikontes. Hier befand sich damals ebenfalls eine Station der Schutztruppe.

Flussabwärts ca 1,5 km entfernt von Goanikontes wo der Boden ähnlich gut und das unterirdische Wasser ebenfalls gut erreichbar war, gründete Arno zusammen mit Carl Hagenbeck aus Hamburg eine Straußenfarm. Hagenbeck investierte 100.000 Mark in das Unternehmen und Weitzenberg wurde als Manager vor Ort beauftragt. Das Unternehmen firmierte unter dem Namen "Deutsch Südwestafrikanische Straußenzucht Carl Hagenbeck GmbH".

Weitzenberg kannte ihn bereits aus seiner Militärzeit. Bereits mit Anfang zwanzig zählte Hagenbeck zu den wichtigsten Tierhändlern in Europa. Kein Auftrag schien ihm zu schwierig - und niemand hatte ein so gutes Gespür für das Geschäft, das sich mit den Exoten machen ließ. Egal, ob Elefant, Tiger oder Löwe - Hagenbeck beschaffte alles, was gefragt war, belieferte Zoos, Menagerien, reiche Privatleute und den deutschen Kaiser. Er handelte nicht nur mit ihnen, sondern baute rund um die wilden Tiere eine florierende Unterhaltungsindustrie auf. Regelmäßig schickte Hagenbeck seine Jäger aus, um neue Tiere zu beschaffen. Sie reisten für ihn nach Afrika und Asien, fingen dort Affen, exotische Vögel, Elefanten, Nilpferde, Tiger und Löwen und brachten sie nach Hamburg. Als er für die deutschen Truppen in Südwest 2000 Dromedare beschaffen sollte, schlug er ein und lieferte pünktlich. Und so setzten die deutschen Truppen in Afrika neben Zebras und Ochsen auch Kamele als Reittiere ein. Hagenbeck selbst zählte nicht zu den Großwildjägern und nahm auch nicht an den Expeditionen teil. Er war durch und durch Kaufmann und kümmerte sich um die Finanzierung, die Logistik und den Vertrieb. Das war ihm Abenteuer genug.

1906 wurden zum ersten Mal Strauße durch Carl Hagenbeck nach Deutschland eingeführt. Zu diesem Zeitpunkt war die Straußenzucht in Südafrika schon weit entwickelt. Bereits um 1860 begannen dort die ersten Farmer Interesse an der Straußenzucht zu finden. Bald wurde die "Kleine Karoo" um Oudtshorn zum Zentrum der Straußenindustrie, die sich aufgrund des Federexports nach Europa ab 1870 explosionsartig entwickelte.

Als die Verhandlungen abgeschlossen waren, begann Weitzenberg mit den Vorarbeiten auf der Farm. Große Landstriche mussten für die Vögel eingezäunt werden, Luzernebeete wurden angelegt, Gräben für die Bewässerung gezogen, Schuppen gebaut und zum Schutz vor der brennenden Sonne Schattendächer errichtet. All diese Arbeiten mussten abgeschlossen sein, bevor die ersten Vögel eingeführt wurden. Die Strauße wurden aus Hamburg importiert und stammten ursprünglich aus dem Senegal. Die erste Sendung kam in einem sehr desolaten Zustand an. Allerdings erholten sie sich bald in ihrer neuen Umgebung, die ihrem ursprünglichen Lebensraum ähnlich war.

Die Carl Hagenbeck GmbH war die erste Straußenfarm in Südwestafrika und mit der Zucht wurde zwischen 1911/12 begonnen. Unglücklicherweise starb Hagenbeck im Jahr 1913 und seine Söhne waren an diesem Geschäft ihres verstorbenen Vaters nicht weiter interessiert.

Weitzenberg musste ohne Hagenbecks Unterstützung weitermachen. Er fand bald heraus, dass die Zucht und die Kreuzung der senegalesischen Strauße mit den wilden Exemplaren der Namib ein langsamer und mühseliger Prozess war. Weitzenberg verwarf den ursprünglichen Plan Hagenbecks und importierte schließlich Hähne und Hennen zu Zuchtzwecken aus Südafrika, die inzwischen Federn von extrem hoher Qualität produzierten. Nach kurzer Zeit war er sogar in der Lage auf dem Weltmarkt zu konkurrieren und Gewinne zu erzielen.

Die Farm mit seiner Landwirtschaft und Viehzucht verlangte die volle und ständige Aufmerksamkeit von Weitzenberg. Seine Frau Luise war eine große Stütze für ihn, sie kümmerte sich nicht nur um die Jungtiere und die Schweine, sondern auch um Gemüse für den Hausgebrauch und den Verkauf. Der Federboom erreichte seinen Höhepunkt 1913. Der Ausbruch des 1. Weltkrieg im Jahre 1914 bedeutete für Weitzenberg einen schweren Rückschlag, da der Export von Federn nun nicht mehr möglich war. Die weitere Zucht von Straußen war unmöglich geworden.

Weitzenberg setzte nun auf Luzerne, Gemüse und die Aufzucht von Geflügel und Schweinen. Diese Produkte ließen sich alle gut an die Armee verkauften und auch die Zivilbevölkerung in Swakopmund und dem Inland waren dankbare Abnehmer.

Nach der Kapitulation der Schutztruppen 1915 verschlechterten sich Weitzenberg‘s Geschäftstätigkeiten. Er stand nun im Wettbewerb mit südafrikanischen Erzeugnissen, mit denen er wegen der hohen Kosten für die Bewässerung nicht konkurrieren konnte.

Im Jahr 1917 brachten starke Regenfälle im Hochland eine außergewöhnliche Flut den Fluss hinunter, dabei wurden große Teile der Anbaufläche fortgerissen und ins Meer gespült. Weitzenberg sah sich um alles gebracht, was er besaß. Seine Hoffnungen hatten sich zerschlagen. Sobald der Krieg in Europa zu Ende war, entschied er sich Südwestafrika zu verlassen.

So wurde Weitzenberg auch von den tragischen Ereignisse von 1934 verschont, als die Fluten des Swakops endgültig das ganze Kulturland mit sich in den Atlantischen Ozean rissen.

Heute steht die verlassene Farm der Weitzenbergs in der prallen Sonne, beraubt von Türen, Dach, Fensterrahmen und allem Verwertbaren. Dennoch lässt sich an der Konstruktion immer noch erkennen, dass es sich nicht nur um ein einfaches Haus, sondern eher um eine Villa handelte. Aktuelle Bilder sind hier zu finden.

Die Farm wurde 1984 vom United Nations Institute for Namibia (UNIN) unter "The Weitzenberg Homestead Ruins" als Nationales Monument von Namibia geführt. Im Bericht "Museum development and Monument Services" von 1984 werden die Homestead Ruins auf Seite 17 wie folgt erwähnt:

"This ruined homestead in the Namib Desert Oasis was built by Captain Arno Weitzenberg in 1894 in the Swakop river valley. The ruins are in the most dilapidated state, but still remain a great fascination for the uninhibited visitor who is merely interested in its historical background. It requires a great deal of restoration and conservation work in order to retain its historical posterity."

 

 

Keine Kommentare

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.