Bericht der Kgl. Gärtnerlehranstalt Dahlem über die Kriegsjahre 1914/15. Herausgegeben von Th. Echtermeyer, Kgl. Landesökonomierat.
Der Bericht über die Kriegsjahre 1914/15 der Proskauer Lehranstalt ist in Nr. 4 der „Gartenwelt" veröffentlicht worden. Aus diesem Bericht ist zu ersehen, mit welchen Schwierigkeiten die höheren staatlichen Gärtnerlehranstalten infolge der Kriegslage zu kämpfen haben. Nicht minder groß wie in Proskau sind diese Schwierigkeiten auch in Dahlem, wie aus dem kürzlich im Verlage von Paul Parey erschienenen Bericht (Preis 4 M) hervorgeht. In den ersten beiden Kriegsjahren sind allein 33 ehemalige Hörer der Dahlemer Anstalt vor dem Feinde gefallen. Bei Ausbruch des Krieges war die Anstalt von 85 Hörern und Hospitanten besucht, die zum größten Teil Einberufungsbefehl erhielten, ein weiterer Teil stellte sich freiwillig zum Heeresdienst, so daß der Anstalt für alle Lehrgänge nur noch 26 Hörer und Hospitanten, die sich aus zum Heeresdienst untauglichen zusammensetzten, verblieben. Die für August festgesetzten Abgangsprüfungen mußten ausfallen; den Hörern wurden Abgangszeugnisse auf Grund ihrer Klassenleislung erteilt. Im Wintersemester 1914 15 begann der Unterricht im allgemeinen Lehrgang mit 5, in den höheren Lehrgängen mit 12 Hörern. Infolge weilerer Einberufungen mußte mit Ende des Wintersemesters 1914/15 der Unterricht im allgemeinen Lehrgang eingestellt werden, während der Unterricht in den höheren Lehrgängen bis zur Abgangsprüfung Ende Juli 1915 fortgesetzt wurde. Neue Anmeldungen für den zweijährigen Lehrgang lagen zum 1. Oktober 1915 nicht vor, weshalb die Anstalt für die höheren Lehrgänge geschlossen wurde. Die Anstalt blieb aber weiter tätig, indem Sonderlehrgänge in größerem Umfange fortgesetzt wurden. Auch in den technischen Betrieben, besonders in der Obst- und Gemüseverwertungsstation, wurde mit großem Eifer weitergearbeitet. Vom 20. - 25. März 1916 fand ein Lehrgang für Kriegsinvaliden statt.
An Stelle des im Felde befindlichen Geheimen Oberregierungsrats Oldenburg hat der Geheime Regierungsrat Kreutz die Geschäfte als stellvertretender Referent des Landwirtschaftsministers übernommen. Aus dem Lehrkörper ist Gartenbaudirektor Willy Lange am 1. April 1915 aus Gesundheitsrücksichten mit der gesetzlichen Pension zurückgetreten. Die Anstalt hat mit ihm einen hochgeschätzten Lehrer verloren. Zu gleicher Zeit wurde der staatliche dipl. Gartenmeister Weinhausen zum etatsmäßigen Gartenbaulehrer und Vorstand des gärtnerischen Lehrganges für Pflanzenbau ernannt. Professor Mielke wirkt seit dem 1. April 1915 im Nebenamt als Lehrer für den Unterricht in landschaftlicher Naturkunde.
Der vorliegende Jahresbericht enthält eingehende Mitteilungen über den Kursus für Kriegsinvaliden, durch welchen die Kleinsiedelungen besondere Förderung erfahren sollen. Es folgen dann die Abgangsprüfungen, die Uebersicht über die Lehrgänge, auf die wir hier Raummangels halber nicht eingehen können. Im Berichtsjahre wurden auch verschiedene Neubauten, namentlich solche von Gewächshäusern ausgeführt, die wir auf den Seiten 77 - 79 im Bilde vorführen, daneben der Neubau eines Obstkühlhauses. Ueber die Tätigkeit der Anstalt auf den Gebieten der Obsttreiberei, Gewächshauskultur, des Gartenbaues, des Obstbaues, des Gemüsebaues und der Gemüsetreiberei wird in besonderen kurzen Abschnitten Bericht erstattet. Eine besondere Abteilung des Anstaltsgrundstückes dient züchterischen Versuchen , als deren erstes Ergebnis zwei neue Erdbeersorten in den Handel gelangten, die Sorten Gruß aus Dahlem und Frau Direktor Echtermeyer, über welche der Direktor der Anstalt bereits früher in Wort und Bild in der „Gärtenwelt" berichtet hat.
Der Kriegslage entsprechend, nahm die Obst- und Gemüseverwertung einen breiten Raum im Arbeitsprogramm der Anstalt ein. Hierüber werden im vorliegenden Bericht eingehende Angaben gemacht, die eine Fülle vorzüglicher Rezepte einschließen. Auch die wissenschaftlichen Institute haben eine umfangreiche Tätigkeit entfaltet, auf die hier näher einzugehen es leider an Raum fehlt.
Wir empfehlen jedem, der sich dafür interessiert, die Anschaffung des vorliegenden Berichtes. Er enthält als besonderen Anhang ein Verzeichnis der Kriegsteilnehmer aus dem Kreise ehemaliger Hörer der Anstalt, das etwa 250 Namen umfaßt.