Die Freimaurerei1) ist eine international verbreitete Bewegung von zumeist männlichen Initiationsgemeinschaften, die in sogenannten Logen organisiert sind. Die Mitglieder sind in Grade eingeteilt, grundsätzlich beginnen alle Systeme mit den Graden Lehrling, Geselle und Meister. Diese Stufen werden auch als blaue oder Johannisfreimaurerei bezeichnet und symbolisieren den Weg der persönlichen Weiterentwicklung. Alle Freimaurer verstehen sich unabhängig von ihrem Grad oder ihren Aufgaben als gleichberechtigte Brüder und treffen Entscheidungen ihrer Loge demokratisch.
Über die Vorgänge innerhalb der Versammlungen besteht Verschwiegenheitspflicht. Wegen dieses Arkanprinzips wird die Freimaurerei mitunter als Geheimbund bzw. Geheimgesellschaft bezeichnet, und viele Verschwörungstheorien sind über sie im Umlauf. Die Freimaurerei selbst versteht sich als Bund freier und gleicher Menschen mit der Überzeugung, dass die ständige Arbeit an sich selbst zu Selbsterkenntnis und einem menschlicheren Verhalten führe. Die fünf Grundideale der Freimaurerei sind Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Es gibt, je nach Quelle, weltweit 2,6 bis sieben Millionen Freimaurer.
Freimaurerlogen organisieren sich wie bürgerliche Vereine, ihnen stehen ein Vorsitzender (Meister vom Stuhl) und dessen Stellvertreter (Erster und Zweiter Aufseher) vor, die je nach Großloge auf ein, zwei oder drei Jahre gewählt werden. Dies sind die „hammerführenden Beamten“. Darüber hinaus wird ein Schatzmeister und ein Schriftführer (Sekretär) gewählt. Gemeinsam bilden diese „Beamten“ den Vorstand der Loge (Beamtenrat).
Darüber hinaus werden weitere Mitglieder mit besonderen Aufgaben betraut: der Redner (ist wesentlich für die geistige Ausrichtung der Loge zuständig), die Schaffner/Stewards (zuständig für das Haus und die Verpflegung), der Gabenpfleger/Almosenier, Musikmeister, Archivar, Zeremonienmeister/Ordner (ist nach Anweisung des Meisters vom Stuhl für den äußeren Ablauf des Rituals bei einer Tempelarbeit verantwortlich). Dazu kommen Ausschüsse (zum Beispiel Aufnahmeausschuss, Ehrengericht). Alle „Amtsträger“ (Beamten) werden durch Wahl bestimmt, wobei die Fähigkeiten und Wünsche der zu wählenden Brüder beachtet werden.
Während der rituellen Arbeiten haben einige der Beamten besondere Aufgaben; so wird die Arbeit vom Meister vom Stuhl geleitet, während die Aufseher jeweils einem Teil der Brüder (eingeteilt in zwei Kolonnen) vorstehen.
In der Deutschen Reichszeitung vom 9. April 1876 erscheint das Mitglieder-Verzeichnis der Kölner Freimaurerloge "Vereinigte St. Johannes-Loge Minerva zum Vaterländischen Verein und Rhenana zur Humanität". Ludwig Steup ist hier Freimaurer und als Erster Aufseher aktiv.
|
Mitglieder-Verzeichniß der unter der Constitution der großen National-Mutterloge der preußischen Staaten, genannt „Zu den drei Weltkugeln"2) arbeitenden vereinigten3) "Johannis Freimaurerloge Minerva zum Vaterländischen Verein" und "Rhenana zur Humanität" sowie der damit verbundenen "Alt-Schottischen Loge Heredon im Or" in Köln am Rhein |
|
| Maurer-Jahr | 1875/1876 |
| Logenlocal | Apostelnkloster 13. (1862 ist die Loge Eigentümer des Apostelnkloster/Haus-Nr. 13) |
| Ehrenmeister |
Siefer, Theodor, Stadtcassen-Empfänger a. D.
Horst, Jacob, Rentner und Gemeindeverordneter
|
| Beamte | von Guionneau, Karl Ludwig, Oberregierungsrath |
| Meister vom Stuhl | Richter, Friedrich Wilhelm Leopold, Dr. phil., Vorsteher der Hospital- und Armenapotheke, Ehrenmitglied des Johanniterordens |
|
Erster
deputierter Meister vom Stuhl
|
Schaefsberg, Conrad, Director der Rückversicherungs-Gesellschaft |
|
Zweiter
deputierter Meister vom Stuhl
|
Hartzfeld, Advocat-Anwalt |
| Erster Aufseher | Steup, Ludwig, Kaufmann |
| Zweiter Aufseher | Weiland, Karl Hermann, Prof. an der Provinzialgewerbeschule |
| Redner | Mayer, Eduard, Buchhändler |
| Redner | Lürig, Daniel, Kaufmann |
| Secretair | Reusch, Otto, Fabrikbesitzer |
| substituirter Secretair | Klein, Philipp, Hafencassenrendant |
| Bibliothekar | Schloemann, Eduard, Rendant und Oekonomieinspector des Arresthauses Klingelpütz Nr. 37 |
| Schatzmeister | Eigen, Friedrich Wilhelm, Kaufmann |
| Steward |
Hutter, Peter Josef, Kaufmann
Schuhmacher, Clemens, Rentner
Thiriat, Franz, Rentner
Weithoff, Wilhelm, Kaufmann
|
| Ceremonienmeister | Heuser, Zimmermeister |
| Substituirter Ceremonienmeister | Böhmer, Leopold, Kaufmann |
| Vorbereitender Bruder | Bertuch., Gist, Kaufmann |
| Almosenier | Bollé, Karl, Baumeister (und Geometer) |
| Krankenbesucher | |
Quellen:
1) Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Freimaurerei
2) Die Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ ist die älteste Freimaurer-Großloge in Deutschland. Sie wurde am 13. September 1740 in Berlin gegründet. Sie ist eine der acht regulären Freimaurer-Großlogen, die bis 1935 im Deutschen Reich existierten. Sie unterbrach 1935 zwangsweise ihre Arbeit und wurde 1946 reaktiviert. Ihre größte Verbreitung hatte sie 1933 mit 22.700 Mitgliedern in 177 Logen. Seit 1970 ist sie Mitglied der Vereinigten Großlogen von Deutschland – Bruderschaft der Freimaurer.
3) 1852 vereinigten sich die "Johannisloge Minerva zum vaterländischen Verein" und "Rhenana zur Humanität im Or" in Köln. Sie wurde von den Nationalsozialisten 1935 aufgelöst und enteignet. 1946 gründeten ehemalige Brüder der Loge gemeinsam mit weiteren Kölner Freimaurern die Loge "Zum Ewigen Dom".