Unsere Familienstammbaumlinie kann bis ca. 1500 nach Chr. gesichert zurückverfolgt werden, die nachweislich längste Stammbaumlinie einer Familie reicht bis ca. 1500 vor Chr. gesichert zurück.

Wie ist es nun möglich einen Familienstammbaum bis in die Bronzezeit zurückzuverfolgen und dies auch noch gesichert? Es gibt natürlich keine Aufzeichnungen aus dieser Zeit und der Stammbaum ist auch nicht ganz lückenlos. Dennoch ist der Vorfahr gesichert verwandt, nachgewiesen durch einen modernen DNA-Abgleich.

Der Stammbaum hat seine Wurzeln in einer Höhle im Kreis Osterode in Niedersachsen. In der 1972 entdeckten, ca. 135 m langen Lichtsteinhöhle fand man menschliche Knochenreste. Erst 8 Jahre später wurden in der Höhle weitere fünf unbekannte Kammern mit Gegenständen und insgesamt 4.323 Knochen von 62 Menschen verschiedener Altersstufen entdeckt. Systematisch wurden diese in den 1990er Jahren aus der Gipskarsthöhle geborgen und analysiert.

Die Qualität der DNS in den Knochen war beachtlich gut, die durch die kühle Höhlentemperatur von sechs bis acht Grad Celsius und den durch herabtropfendes Wasser entstehenden Kalkfilm begünstigt wurde. Die DNS war sogar qualitativ vergleichbar mit modernen DNS-Funden, etwa von Tatorten. Präsentiert werden die Forschungsergebnisse auch auf der Website der Uni Göttingen. Die letzten Knochen wurden im Jahr 2013 geborgen.

Die Forscher hatten zunächst vermutet, dass es sich bei der Höhle um eine Opferstätte gehandelt habe, weil Menschen in der Bronzezeit meist verbrannt worden waren. Doch die DNS-Ergebnisse widerlegten diese Theorie. Vielmehr gehen die Forscher davon aus, dass es sich bei den Toten um höhergestellte Mitglieder eines Clans handelte, die dort bestattet wurden.

Als genug Knochen aus der Höhle analysiert waren, riefen die Forscher im Jahr 2008 die Bürger aus Osterode zu einem Speicheltest auf. 273 Bewohner folgten dem Aufruf und wollten wissen, ob sie vielleicht Nachfahren der Toten aus der Spätbronzezeit waren.

Und tatsächlich, bei zwei Männern war dies der Fall. Sie waren Teil der beiden von den Forschern entdeckten Kernfamilien, die seit Tausenden von Jahren in diesem Teil des Harzes lebt. 120 Generationen liegen zwischen den Bestatteten und ihren Nachfahren von heute.

Die ausführliche Geschichte hat Roland Lange in seinem Buch "Der Nachfahre - Ein Leben im Schatten des Lichtensteins" spannend dargestellt.

 

 

 

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