Der Ingenieur Wilhelm Rost war in Offenbach a. M. als Reiseingenieur für die Berliner Firma Siemens & Halske beschäftigt und hat, wie so viele andere, durch den unglücklichen Ausgang des zweiten Weltkrieges seine Stelle verloren. Er nahm mit seiner Familie erst in Unnau, dann auf der Wilhelmszeche bei Bach Wohnung und pachtete die früheren Kantinenräume der Grube, in denen zuletzt ein Lager für den weiblichen Arbeitsdienst untergebracht war, auf längere Zeit in der Absicht, hier eine Teigwarenfabrik (Nudelfabrik) zu betreiben. Die Maschinen waren im Herbst 1946 schon aufgestellt, während mit dem Betrieb der Fabrik erst im Frühjahr 1948 begonnen werden konnte.

Über Eröffnung und Betrieb der Fabrik brachte die Rhein-Zeitung in Nr. 107 ihrer Ausgabe vom 16. November 1948 folgenden Artikel:

 

Teigwaren aus dem Westerwald

 

Bach bei Marienberg

Nach großen Schwierigkeiten vor der Währungsreform gelang es der Firma Bäuerle auf der ehemaligen Wilhelmszeche in Bach, eine Nudel- und Teigwarenfabrik einzurichten. Es ist der einzige Betrieb dieser Art im Kreisgebiet wie überhaupt im gesamten Westerwald. Die augenblickliche Produktion beläuft sich auf ungefähr 28 Zentner Teigwaren pro Tag. Der Betrieb liegt zwischen den Bahnhöfen Fehl-Ritzhausen und Marienberg. Die Inhaber, deren Vorfahren bereits im 16. Jahrhundert im oberen Westerwald ansässig waren, führten uns durch die Fabrikanlagen und vermittelten einen Einblick in die Herstellung der Teigwaren vom Rohprodukt Mehl bis zur Fertigware. In hellen, luftigen Räumen lagern das Mehl und die fertiggestellten Teigwaren. Der in der Mischmaschine bereitete Teig wird in einer Presse zu Hörnchen, Spätzle und anderen Formen gepreßt. Nach der Formung kommen die halbfeuchten bzw. abgetrockneten Teigwaren auf bereitgestellte Horden. Von dort aus werden sie den elektrischen Trockenapparaten zugeführt. Der Trockenprozeß dauert unterschiedlich 14-18 Stunden. Alle Räume des Betriebes sind blitzsauber, und die hier beschäftigten Leute tragen weiße Schürzen und Hauben, um eine völlige Sauberhaltung der Teigwaren während der Fabrikation zu gewährleisten. In den letzten vier Wochen war in der Fabrikation ein Stillstand eingetreten, da die Mehlanlieferung zeitweise stockte. Seit acht Tagen sind die Mehllager wieder aufgefüllt, und die Herstellung läuft wieder auf vollen Touren. Die Kapazität steigt von Monat zu Monat."

 

Die Fabrik trug das Firmenschild „Bäuerle" nach einem der Vorfahren des Ehemanns, während Inhaberin der Fabrik seine Ehefrau Irmgard, geb. Ries war, deren Großvater von Bretthausen bei Neukirch stammt. Nach langen Verhandlungen mit den beteiligten Gemeinden Bach, Fehl-Ritzhausen, Hof, Pfuhl und Stockhausen-Illfurth gingen mit Wirkung vom 1. Oktober 1950 ab die gesamten Fabrik- und Wohnräume durch Kauf zum Preis von 7500 DM in das Eigentum der Eheleute Rost/Ries über. Mitte Juli 1953 wurde der Fabrikbetrieb eingestellt, da er sich nicht mehr rentierte. Vom gleichen Zeitpunkte ab verzog die Familie nach Offenbach a. M.

 

 

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