Christian Steup wird am 14. Januar 1826 in Marienberg als Sohn des Johann Christian Steup und seiner Ehefrau Christine Elisabeth geb. Winchenbach geboren.
Sein Vater war nassauischer Soldat und später Land- und Bergmann zu Marienberg. Christian und seine beiden Geschwister wurden alle vorehelich geborenen und erst nachträglich anerkannt. Sie waren also zur Welt gekommen, ohne daß die Eheleute ordnungsmäßig getraut waren. Das mag auf die Bestimmung der nassauischen Regierung zurückzuführen sein, nach welcher den ausgehobenen und für sechs Jahre dienstverpflichteten Soldaten die Eheerlaubnis erst dann erteilt wurde, wenn das Heiratsgut beisammen war. Wir sehen somit hier und in vielen anderen Fällen, daß sich die Liebenden trotz der behördlichen Anordnung nicht daran hindern ließen, auch ohne diese Einwilligung wie Mann und Frau zusammenzuleben und Kinder zu erzeugen.
Am 5. Mai 1850 heiratet er Charlotte Kempf, geb. 6. November 1824, Tochter des Johann Christian Kempf und der Catharina Elisabetha Steup zu Großseifen. Er war ein großer und kräftiger Mann und arbeitete als Schreinermeister und lange Zeit als Küster der ev. Kirchengemeinde Marienberg. Als solcher besorgte er mit seinen Angehörigen das Läuten der Kirchenglocken und das Balgtreten der Kirchenorgel.
Im Januar 1838 schließt der Gemeindevorstand von Marienberg mit dem Uhrmacher Valentin Hein in Dillenburg einen Vertrag über die Anfertigung einer Schlaguhr ab, die bis zum 1. Juli 1838 geliefert werden müsse. Das Uhrwerk sei aus Messing zu fertigen mit Ausnahme der Aufzugsräder, für die Eisen verwendet werden müsse. Das Zifferblatt soll aus starkem Eisenblech sein und vergoldete Ziffern haben. An Material werden 360 Pfd. Eisen und etwa 60 Pfd. Messing veranschlagt. Auf eine Reklamation des Amts Marienberg vom 23. Januar 1841, die Uhr gehe unrichtig, mal zu schnell, mal zu langsam oder bleibe stehen, erklärt der Uhrmacher, dies könne nur daran liegen, daß das Öl bei kalter Witterung im Winter einfriere. Da Kirchenuhren in hohem Maß dem Temperaturwechsel ausgesetzt seien, könnten sie nie kontinuierlich richtig gehen. Im Winter verkürze bei anhaltender Kälte und Frost das zähflüssige Öl die Schwingungen des Pendels, so daß die Uhr zu schnell gehe, und im warmen Sommer bewirke zu dünnflüssiges Öl, daß die Uhr zu langsam gehe. Die Zeiger müßten nach einer gutgehenden Hausuhr öfters neu gestellt werden.1)
1856 will Pfarrer Kurtz wegen der häufigen Unpünktlichkeit der Kirchenuhr die Zivilgemeinde dazu zwingen, daß zum Beginn des Schulunterrichts mit der Glocke geläutet werden soll. Die Landesregierung versagt hierzu jedoch die Genehmigung. Kurtz beschwert sich beim Amtmann über die fortwährende Unordnung im Beginn des Schulunterrichts und die Unmöglichkeit einer gerechten Strafe der zu spät kommenden Kinder sowie über den infolge der oft falsch angezeigten Uhrzeit unregelmäßigen Beginn der Gottesdienste. Der Amtmann erreicht, daß der Gemeinderat das genaue Einstellen und die regelmäßige Wartung und Pflege der Uhr durch Versteigerung an den Wenigstnehmenden vertraglich vergibt. Das Stellen der Uhr und das tägliche Hochziehen der zwei schweren Steingewichte, die das Gangwerk und das Schlagwerk in Bewegung halten, übernimmt Schreinermeister Christian Steup.
Aber trotz dieser organisatorischen Maßnahme geht die Uhr weiter „nach dem Mond“. So beauftragt der Amtmann am 26. Oktober 1856 den Bürgermeister Kolb, den Uhrenpfleger zu größerer Aufmerksamkeit zu ermahnen:
Die Kirchenuhr geht um eine halbe Stunde zu früh. Dem Christ[ian] Steup ist zu eröffnen, daß er dieselbe um 1/2 Stunde sofort zurückzustellen habe bei Meidung von 30 kr. Strafe. Derselbe hat für die Zukunft jeden Dienstag und Freitag auf dem Amtsbureau nach der richtigen Uhr[zeit] zu fragen und danach die Uhr zu stellen bei Meidung von 30 kr. Strafe für den Versäumnisfall.
Diese „wichtige“ behördliche Mitteilung macht der Bürgermeister persönlich der Ehefrau des abwesenden Christian Steup bekannt.
Aber am Werk der Turmuhr hat bereits der Zahn der Zeit genagt. Im Juni 1871 wird eine Stahlfeder am Hammer des Schlagwerks der Uhr von dem Schlosser Ludwig Kölsch zu Marienberg repariert und nach Beendigung der Reparatur schließt der Schreinermeister und Uhraufzieher Christian Steup das Uhrgehäuse mit fünf Fensterscheiben zum Schutz gegen Staub.
1) Bad Marienberg - Die Kirchengeschichte; Band 4, 1996; S.235 ff.