Hulda Steup wurde am 22. Februar 1893 in Marienberg als Tochter von Hermann Wilhelm Steup und seiner Ehefrau Christine geb. Klöckner geboren. Hermann Wilhelm lebte als Schlossermeister und Maschinenbauer zu Marienberg, war geb. am 15. Dezember 1858 zu Höhn, heiratete am 9. September 1882 in Höhn Christine Klöckner, geb. 20. Oktober 1856 auf der Hardter Mühle, Tochter des Landwirts, Mühlenbauers und Schreiners Johann Friedrich Klöckner, geb. 29. März 1815 zu Hirtscheid, und dessen Ehefrau Christine Leyendecker, geb. 28. April 1822 auf der Hardter Mühle. Er war Mitglied der freiwilligen Feuerwehr in Marienberg, wo er sich angekauft hatte, und als geschickter und tüchtiger Handwerker im Westerwald und Siegerland bekannt, der anfänglich zum Trünke neigte, aber später dem Alkohol fast völlig entsagte und sich der evangelischen Gemeinschaftsbewegung angeschlossen hatte. Zuletzt stand er in einem Eisenwerk in Weidenau in Arbeit. Er starb am 21. August 1896 im Krankenhause in Siegen (Westfalen), erst 37 Jahre alt.
Seine Witwe erwarb nunmehr in mühevoller Arbeit im Hausierhandel für sich und ihre Kinder den Lebensunterhalt. Trotzdem war sie immer guter Laune, sehr beliebt und weit und breit als „Hänsche Stinsche" - das heißt so viel wie „die Höhner Christine“, weil ihr Ehemann aus Höhn stammte - bekannt. Sie verstarb nach kurzer Krankheit am 4. Juni 1927 in Marienberg im Alter von 70 Jahren.
Hulda ist ledig und betreibt seit 1912 das Schneiderinnen-Handwerk in Marienberg. Die Meisterinnenprüfung bestand sie am 20. April 1926 mit gutem Erfolg. Von 1934 -1945 war sie Obermeisterin der Innung für Schneiderinnen im Ober- und Unterwesterwaldkreise. Gewandt und zuvorkommend im Umgange, gilt sie als sehr geschickte Meisterin in, ihrem Fache und ist in ihren Berufskreisen und unter der Bevölkerung beliebt und geachtet. Die Gesellenprüfung bestand sie mit „sehr gut". Der Meisterbrief hat folgenden Wortlaut:
Meisterbrief.
Wer soll Meister sein? Der was ersann!
 
Die Damenschneiderin
Frl. Hulda Steup,
 
geb. am 22.2.1893 zu Marienberg (Oberwesterwald)
 
hat heute vor der unterzeichneten, durch den
Herrn Regierungspräsidenten zu Wiesbaden eingesetzten
Meisterprüfungs-Kommission zu Montabaur (Unterwesterwald)
 
die Meisterprüfung
 
im Praktischen mit der Note gut
im Theoretischen mit der Not gut
bestanden.
 
Wir ernennen dieselbe hiermit zur
 
Meisterin
des
Damenschneider-Handwerk
 
und wünschen ihr für ihren ferneren Lebensweg Glück und Segen.
 
Hachenburg, den 20. April 1926.
 
Die Meister-Prüfungs-Kommission:
Der Vorsitzende: Die Beisitzer:
A. Offheim Oesterwind. Mehlem.
 
Bestätigt: Die Handwerkskammer Wiesbaden, den 20. April 1926
I.A.: Der Vorsitzende: Carstens
Der Syndikus: Pfeiffer"
 
Sie ist außerdem eine begabte Zeichnerin und Malerin, die in ihrer Jugendzeit schöne Bilder von Blumen und Blumensträußen gemalt hat, die beachtlich sind. Seit 1953 ist sie wieder stellvertretende Obermeisterin der Damenschneider-Innung für den Oberwesterwaldkreis.

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