Im Kreis Oberwesterwald (Marienberg) wird am 15. September 1929 die erste Ortsgruppe der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei in Mündersbach durch Willi Hammer gegründet; bis 1930 folgen Gründungen in Wahlrod, Hachenburg, Kroppach und Marienberg. Im Kreis Westerburg werden 1929/30 die ersten NSDAP-Ortsgruppen in Westerburg, Kaden und Gemünden ins Leben gerufen. Die erste Ortsgruppe der NSDAP im Unterwesterwaldkreis wird am 20. August 1930 in Hilgert gegründet. Zwei Jahre später, im Oktober 1932, bestehen im Unterwesterwald acht Ortsgruppen: Hilgert, Montabaur, Nentershausen, Hundsangen, Maxsain, Mogendorf, Höhr und Selters.

Unter den 35 Mitgliedern und vermutlichen Mitgliedern der Montabaurer NSDAP waren im März 1931 ein Lehrling, zwei Landwirte, drei ohne Beruf, fünf Arbeiter, fünf Angestellte und Beamte sowie 19 Selbständige. Von diesen 19 waren sechs Handwerksmeister (ein Seilermeister, ein Metzgermeister, zwei Bäckermeister, ein Sattlermeister und ein Malermeister), ein Möbelhändler, ein Gastwirt, eine Geschäftsinhaberin, ein Bauunternehmer, zwei Ingenieure, fünf Kaufmänner und zwei Fabrikanten. Nimmt man zu den 19 Selbständigen noch die fünf Angestellten und Beamten hinzu, so rekrutierten sich 1931 gut zwei Drittel (!) der Nazi-Anhänger in Montabaur aus dem bürgerlichen Mittelstand.

Im Kreisbericht der Unterwesterwälder NSDAP vom 21. Februar 1934 werden als „alte Kämpfer“ aufgeführt:

  1. Pit Ladnorg, Freilingen
  2. Peter Wolf, Montabaur
  3. Oskar Wilhelm Koch, Kreisleiter Unterwesterwaldkreis, Montabaur
  4. Anton Erfurth, Niederelbert
  5. Adolf Hauske, Freirachdorf
  6. Josef Kleppel, Freirachdorf
  7. Kurt Hanke, Höhr

Mit den Parteigründungen (NSDAP) gehen im Gebiet des heutigen Westerwaldkreises auch die Gründungen ihrer Gliederungen (SA, SS, HJ) einher. Josef Rademacher, der sich vorher für die SPD engagiert hatte, gründet am 15. Mai 1929 die Sturm-Abteilung im Unterwesterwald. Im Oberwesterwaldkreis ruft Willi Hammer am 3. März 1930 den ersten SA-Sturm 19/XIII mit Sitz in Wied ins Leben; diesem folgt im Sommer 1930 ein zweiter SA-Sturm 49/XIII mit Sitz in Marienberg, ihr Führer ist Emil Backhaus. Im Kreis Westerburg entwickelt sich aus den NSDAP-Ortsgruppen Westerburg und Gemünden Mitte 1930 der erste SA-Sturm, an führender Stelle Kreisleiter Leininger aus Westerburg und Walter Schwarz aus Gemünden; im Mai 1933 bildet sich im Westerburger Parteilokal der NSDAP „Gasthaus zur Krone“ ein SA-Motor-Sturm M. IV/87, zum Sturmführer wird Karl Frenz, zum Kassierer Adolf Fuckert ernannt.

Die Demokratie soll auch im Westerwald für immer erledigt werden. In einem symbolischen Akt verbrennt SA-Standartenführer Walter Schwarz (Gemünden) am 11. März 1933 die schwarz-rot-goldene Fahne öffentlich in Westerburg.

Oskar Wilhelm Koch (Montabaur) gründet 1932 die Schutz-Staffel im Unter-, Willi Wolf (Emmerichenhain/Rennerod) die SS im Oberwesterwald.

Willi Wolf zur Seite tritt Adolf Haas, der im April 1932 Mitglied der SS wird; Haas ist bald Führer des III. Sturmbannes der 78. SS-Standarte, wird 1940/41 Kommandant des KZ Niederhagen/Wewelsburg und 1943 Kommandant von Bergen-Belsen.

Nach Bergen-Belsen ist auch Wilhelm Dörr aus Emmerichenhain als Aufseher beim „Todesmarsch“ vom Lager Kleinbodungen im April 1945 unterwegs, wobei er mehrere Gefangene erschießt. Der SS-Unterscharführer Dörr, der im Dezember 1940 als Freiwilliger zur Waffen-SS ging, wird wegen dieser Verbrechen im November 1945 für schuldig befunden, das Urteil, Tod durch den Strang, wird einen Monat später vollstreckt. Am Ehrenmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege in Emmerichenhain war bis 2010 auch sein Name zu lesen. Der Schriftzug „Willi Dörr 1921–1945“ stellte den Kriegsverbrecher mit den anderen vermissten und gefallenen Soldaten des Dorfes gleich.

Im Sommer 1933 fungiert als Oberbannführer der Hitler-Jugend der NSDAP-Kreisleiter (Unterwesterwald) Oskar Koch, als Bannführer Walter Bloch, als Unterbannführer Westerburg der Junggenosse Kaesgen aus Hof Krempel, als Unterbannführer Unterwesterwald Junggenosse Ivo Nastholt aus Höhr, als Unterbannführer Oberwesterwald der selbständige Rechtsbeistand Junggenosse Eugen Backhaus aus Marienberg, als Oberjungbannführer Willy Groß aus Limburg, als Jungbannführer im Unterwesterwald Robert Born aus Höhr, und als Stammabteilungsleiter Franz Baaden aus Ransbach.

 

Quelle: Erinnern für die Zukunft, Montabaur 2005

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