Hillsboro, den 3. April 1892


Hierdurch die Mitteilung, daß wir am Mittwochmorgen hier gut ankamen. Es wurden am Donnerstag 3 Wochen, daß wir von zu Hause weg waren. Dies war wohl eine lange Zeit, aber wir hatten das Schiff zu schlecht. Es hat während der ganzen Reise 7 mal gestanden. Wir waren gerade 14 Tage auf dem Wasser. Ich hatte während der ganzen Fahrt die Seekrankheit und habe nichts getan wie gekotzt, doch bin ich jetzt wieder munter. Wir mußten in Chicago 10 Stunden liegen und auf einer Station 20 Meilen von hier mußten wir eine Nacht liegen bleiben. Es ist jetzt hier sehr schönes Wetter, aber der Wind bläßt manchmal zuviel.

Ich bin jetzt bei einem Herrn, welcher früher von Rußland hierher gezogen ist und sich Peter Unruh schreibt. Er hat noch einen Knecht von Rußland und sein Sohn ist 15 Jahre alt, welcher noch hilft. Er hat noch 2 große Mädchen hier und noch einen kleinen Sohn. Er hat 13 Pferde und eine Portion Kühe und Schweine. Auch hat er einen großen Obstgarten. Es sind sehr fromme Leute, jeden Abend wird hier gesungen und dann gebetet. Es sind Katholiken ich passe eigentlich nicht so recht bei solche Leute, aber ich mache alles mit.

Ich vermiete mich bloß auf einen Monat und schreibe jetzt an Lois Weyand, wenn sie mich auf ihrer Farm gebrauchen könnten so sollte er mich den letzten holen. Wenn er dies nicht tun will so werde ich sehen, wieviel ich hier bekomme, wenn ich dann an einem anderen Platz mehr bekomme, so werde ich dahin gehen.

Es ist sonst im Essen gut hier, aber man muß auch schaffen. Wenn jetzt Robert hier wäre, was wäre das eine Freude. Er bekäme gewiß so leicht keine Lust nach Deutschland und was könnte er in 3 Jahren verdienen. Hier wird auch sehr viel mit Schuhmachen verdient. Hier ist es eine sehr schöne Gegend. Schneider seine Kinder kennt man fast gar nicht mehr.

Mit der Zeit macht es hier 7 Stunden aus. Wir stehen morgens um halb 6 Uhr auf. Ich habe in den 2 Tagen geeggt.

Besonderes weiß ich nicht.

Es wird auch wohl zu wenig sein, aber was kann das helfen, wenn ich da einen großen Brief schreibe und die Leute belüge. Das tue ich nicht.

Ihr könnt Karl und Robert mitteilen, daß es mir hier gut geht. Ich bin 2 Meilen von August Weyand und 2 von Heinrich und 4 oder 5 von Reinhard.
Grüßt mir meine Schulkameraden und Kolleginnen und alle Bekannten. Ich wollte bloß, daß ihr hier wärd, doch wenn ich bei Weyand komme, so wird es auch nicht lange mehr dauern.

Herzlichen Gruß an Euch von Eurem

August



Adresse:
Heinrich Ferdinand Schneider
Hilsboro Marion County
Kansas Nordamerika

Die Adresse könnt ihr schreiben wie an Weyand, dann kann ich doch von Schneider den Brief nachschicken lassen, wenn ich nicht mehr hier bin. Hoffentlich seid ihr noch alle so gesund wie ich.

Herzlichen Gruß

August

 

 

Quelle: "Wir hatten ein schlechtes Schiff..." Briefe eines Westerwälder Amerika-Auswanderers 1892-1914

 

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