In den USA wird die Herrnhuter Brüdergemeinde "Moravian Church" genannt. Zurückzuführen ist dieser Name auf den Ursprung der Kirche in Böhmen und Mähren (engl. "Moravia"). Der Tschechiche Reformator Jan Hus (1369-1415) war Professor der Philosophie und Rector der Universität in Prag und wurde am Vormittag des 6. Juli 1415 wurde er in feierlicher Vollversammlung des Konstanzer Konzils im Dom, dem heutigen Konstanzer Münster, auf Grund seiner Lehre von der „Kirche als der unsichtbaren Gemeinde der Prädestinierten“ als Ketzer zum Feuertod verurteilt und am Nachmittag des 6. Juli 1415 auf dem Brühl, zwischen Stadtmauer und Graben, zusammen mit seinen Schriften verbrannt.
1457 entstand eine der ersten evangelischen Kirchen in Böhmen, die Unitas Fratrum oder Brüder-Unität (Böhmische Brüder), die sich auf Jan Hus berief und später von Johann Amos Comenius (1592–1670), ihrem ersten Bischof, geprägt wurde. Infolge der Gegenreformation Anfang des 18. Jahrhunderts kamen sie ab 1722 aus Mähren auf das Gut von Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700–1760).
Die Herrnhuter Brüdergemeine (im Sinne von gemeine, also einfache Leute) verstehen sich als Glaubensgemeinschaft ohne Standesunterschiede. Sie werden auch kurz Herrnhuter oder Brüdergemeine genannt (nicht zu verwechseln mit den Brüdergemeinden). Weiterhin sind auch Bezeichnungen wie Erneuerte Brüder-Unität, Unitas Fratrum, Evangelische Brüderkirche oder Abwandlungen davon im Umlauf. Im englischen Sprachraum werden sie als Moravians (von Mähren) bezeichnet und ihre Gemeinschaft dem entsprechend „Moravian Church“ (Mährische Kirche).
1722
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Familien der Böhmischen Brüder aus Mähren siedeln auf dem oberlausitzer Gut des Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf. die Siedlung erhält den Namen Herrnhut ("unter der Hut des Herrn") und wird bald Anziehungspunkt für viele verschiedene Menschen: Es entsteht ein neuer Gemeindetyp, die "Herrnhuter Brüdergemeine" (ohne D!)
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1736
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August der Starke von Sachsen tritt aus politischen Gründen zur katholischen Kirche über (um polnischer König zu werden), duldet aber nur die großen Kirchen - also die römisch-katholische und die evangelisch-lutherische. - Und weist Zinzendorf aus Sachsen aus. Ein großer Teil der Gemeinde begibt sich auf Wanderung ("Pilgergemeinde") und erreicht schließlich die Wetterau: Das Flüchtlingslager Ronneburg und das Schloss mit Kloster Marienborn
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1738
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Der Graf Ernst Casimir von Ysenburg-Büdingen erlaubt die Errichtung einer Siedlung bei Vonhausen auf dem Haagberg, die den Namen "Herrnhaag" (= vom Herrn gehegt und behütet). Die Siedlung vergrößert sich schnell, hat wirtschaftlichen Erfolg und ist durch ihr religiöses Leben bekannt und attaktiv.
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1749
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Die fröhliche Frömmigkeit der Brüdergemeine zeigte allerdings neben ihrer Anzeihungskraft vor allem auf Jugendliche auch ihre Schattenseiten durch fromme Übertreibungen, so dass sogar Zinzendorf diese Auswüchse in einem "Strafbrief" vom Februar 1749 strikt verbietet.
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1750
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Die Siedlung Herrnhaag hat zu dieser Zeit ca. 18 Häsuer und 1000 Einwohner. Der Nahfolger von Graf Ernst Casimir, sein Sohn Gustav Friedrich von Ysenburg-Büdingen und sein Regierungsrat Christian Friedrich Brauer verlangen von den Brüdern den Untertaneneid und die Abkehr von Zinzendorf. Grund war u.a.: Konkurrenz, wirtschaftlicher Erfolg, religiöse Anziehungskraft neben den Großkirchen oder dem sehr ernsthaften strengen Pietismus. Das lehnen die Brüder - denn nur die Männer waren angesprochen - geschlossen mit ihrer Unterschrift ab - und diese wurden voll und ganz von den Frauen auf dem Herrnhaag unterstützt! Die Regierung in Büdingen reagiert mit dem Emigrationsedikt vom 12.Februar 1750 und setzte eine Frist von drei Jahren.
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1753
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Der Auszug der Herrnhuter ist beendet, aber noch bis 1774 werden noch Menschen auf dem Gottesacker begraben.
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