Friedrich Blumenstein wurde am 3. November 1870 als Sohn des Bäckermeisters Johann Heinrich Blumenstein und seiner verst. Ehefrau Catharina Luise, geb. Holzhauer in Spangenberg, Kreis Schwalm-Eder geboren. Er war der Schwiegervater von Ottilie Steup, der Schwester unseres ersten Chronisten Emil Steup.
Sein Sohn, der spätere Ehemann von Ottilie, wird am 7. Juni 1897 in Bach geboren. Während dieser Zeit ist Friedrich als Lehrer an der Volksschule Bach tätig. Bei seiner Heirat 1898 war er Lehrer zu Dotzheim, einst das größte Dorf von Nassau, heute ein Stadtteil von Wiesbaden.
Vorher war er längere Zeit im Schuldienst der Gemeinde Miehlen bei Nastätten und Bach bei Marienberg tätig. Er erfüllte seine Dienstpflichten eifrig und gewissenhaft. Daneben erteilte er viele Jahre hindurch Unterricht in der gewerblichen Fortbildungsschule und besaß gute Befähigung für handwerkliche Fertigkeit jeder Art. Außerdem war er schriftstellerisch tätig und hat u. a. auch eine Legende über das "Hellebörnche" am Kirchberg in Marienberg geschrieben, die im Nassauischen Heimatkalender 1935 (Westerwälder Heimatkalender) mit einem Abbild von Dekan Heyn zum Abdruck kam. [leider sind keine weiterenInformationen zum Hellebörnche vorhanden]
Bei Kriegsausbruch 1914 trat er freiwillig in den Heeresdienst ein, in dem er zunächst beim Bahnschutz in Belgien Verwendung fand. Später tat er fast ausschließlich bei der Infanterie-Ersatz-Truppe auf dem Truppenübungsplatz Beverlov in Belgien Dienst, zuletzt als Vizefeldwebel und Offiziersaspirant. Am 18. Juli 1918 wurde er auf Reklamation seiner vorgesetzten Dienstbehörde aus dem Kriegsdienst wieder entlassen. Durch Verfügung des Reichswehrministeriums vom 8. November 1921 war ihm noch nachträglich der Charakter als Leutnant beigelegt worden. Am 1. Juli 1930 wurde er zum Konrektor ernannt und gleichzeitig an die Lorcher Schule nach Wiesbaden versetzt. Mit Wirkung vom 1. April 1933 ab trat er in den Ruhestand.
Bei Beginn des zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 nahm er unterm 15. September 1939 freiwillig den Schuldienst wieder auf und wurde unter Erhöhung seines Ruhegeldes von 75% auf 79% am 1. Oktober 1943 endgültig pensioniert, da ihm ein weiteres Schulhalten aus Gesundheitsrücksichten nicht mehr möglich war.
Er besaß das Kriegsteilnehmerkreuz für 1914/18 und war auch im Besitz des goldenen Ehrenzeichens für 40jährige treue Dienste. Im Oktober 1944 wurde er in Wiesbaden ausgebombt und lebte seit dieser Zeit mit seiner Ehegattin bei seinem Schwiegersohn Dr. Fritz Lindner[1] in Frankfurt a. M.-Höchst. Im Herbst 1945 begab er sich zu seiner Schwester nach Großalmerode in Hessen und starb am 9. März 1946 in seiner Heimatstadt Spangenberg bei Kassel, wo er auch begraben wurde und seine letzte Ruhestätte fand.
Anmerkungen:
[1] Fritz Lindner stammte aus Crailsheim. Sein Vater Ludwig betrieb eine Fabrik für „Dampf-Seifen und -Soda“. Nach dem Schulbesuch in Crailsheim und Schwäbisch Hall begann er ein Studium der Chemie an der damaligen Technischen Hochschule Stuttgart. Er folgte damit dem Wunsch seines Vaters, obwohl er eigentlich Medizin studieren wollte. In Stuttgart schloss er sich 1920 der Burschenschaft Alemannia Stuttgart an. 1923 wechselte er nach München, um bei Hans Fischer zu studieren. 1926 wurde er bei Fischer mit einer Arbeit zu Deuteroporphyrinen mit Auszeichnung promoviert. Nach dem Studium begann er eine Tätigkeit beim Pharmazeutisch-Wissenschaftlichen Laboratorium der Farbwerke Hoechst. Er konzentrierte sich hier auf die Isolierung von Hormonen. Lindner entwickelte ein Trennverfahren für die Hypophysenhormone Oxytocin und Vasopressin, die daraufhin als Medikamente verwendet werden konnten. Im Anschluss widmete er sich der Gewinnung von Insulin aus Pankreasdrüsen und konnte durch Verbesserungen des Verfahrens die Ausbeute und Reinheit erheblich steigern.
1950 übernahm er die Leitung des biochemischen und mikrobiologischen Labors. 1960 wurde Lindner Leiter der Pharmaforschung und 1962 Leiter der gesamten Sparte Pharma bei Hoechst. Von 1963 bis 1966 gehörte Lindner dem Firmenvorstand an.