Auch in Marienberg wurde die NSDAP bei den Wahlen zum Reichstag 1932 und 1933 stärkste Partei. Die anderen Parteien, die SPD und KPD, hatten vergeblich versucht, den wachsenden Einfluss der Nationalsozialisten aufzuhalten. Die SPD, der Arbeiter-Sportbund und die Partei "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold" agierten vom sog. »Volkshaus« aus, das als Begegnungsstätte diente. Nach dem Wahlsieg der Nationalsozialisten wurde das Gebäude 1933 sofort enteignet und anderen Zwecken zugeführt. Im Jahr 1938 zog das Staatliche Gesundheitsamt in das Gebäude ein.

Bei der Reichstagswahl am 5. März 1933, der letzten Wahlmöglichkeit während des Nazi-Regimes wurde die NSDAP mit Abstand stärkste Partei.

Wahlergebnisse 1932-1933
 SPD NSDAP
KPD
Zentrum
Marienberg [Anzahl]
 Reichstagswahlen am 31. Juli 1932  213 503 106
70
 Reichstagswahlen am 6. November 1932 170
470 123
18
 Reichstagswahl am 5. März 1933 186 578
98
24
Eichenstruth [Anzahl]
 Reichstagswahlen am 31. Juli 1932 11 15 28 2
 Reichstagswahlen am 6. November 1932 3 27 27 2
 Reichstagswahl am 5. März 1933 7 26 15 2
Langenbach [Anzahl]
 Reichstagswahlen am 31. Juli 1932 21 198 44 6
 Reichstagswahlen am 6. November 1932 10 213 41 2
 Reichstagswahl am 5. März 1933 9 234 43 1
Zinhain [Anzahl]
 Reichstagswahlen am 31. Juli 1932 56 23 35 4
 Reichstagswahlen am 6. November 1932 16 63 35 0
 Reichstagswahl am 5. März 1933 63 28 42 0
Oberwesterwald [in %]
 Reichstagswahl am 5. März 1933 6,7 48,4 4,2 33,7
Deutsches Reich [in %]
 Reichstagswahl am 5. März 1933 18,3 43,9 12,3 13,9
         

 

 

Da in Marienberg seit Mitte des 19. Jahrhunderts keine Menschen jüdischen Glaubens mehr wohnten, konnte es in der Stadt zu keinen, der an vielen Orten des Westerwaldes zu beobachtenden Schikanen, Verfolgungen und Deportationen jüdischer Mitbürger kommen.

Das Regime war allgegenwärtig. Besonders hartnäckige politische Gegner, wie etwa Hermann Kempf, der den Marienberger Widerstand gegen die neuen Machthaber oftmals anführte, wurden gnadenlos verfolgt und eingesperrt. Die Partei organisierte auch in Marienberg martialische Aufmärsche. In Marienberg bestanden SA- und SS-Formationen, es gab die Hitlerjugend, das Jungvolk, den Bund deutscher Mädchen, die NS-Frauenschaft, die NS-Volkswohlfahrt, die Organisation »Kraft durch Freude«, die Arbeitsfront, den NS-Beamtenbund, eine Ortsgruppe der Parteimitglieder und weitere nationalsozialistischen Organisationen. Reichspräsident von Hindenburg und Reichskanzler Adolf Hitler wurden Ehrenbürger von Marienberg. Die Hakenkreuzfahne wehte an Tagen, an denen die Gemeindevertretung tagte, über dem Rathaus.

Als am 1. September 1939 der 2. Weltkrieg ausbrach, blieb Marienberg von direkten Kriegseinwirkungen zunächst verschont. Die zum Wehrdienst eingezogenen Männer fehlten aber auf den Feldern, auch in diesem Krieg musste die Bauern Teile der Ernte an den Staat abführen. Lebensmittel wurden im Laufe der Zeit knapp.

Ab Herbst 1944 wurden bei Gehlert, Kirburg, Roßbach, Helferskirchen, Oberelbert in den Wäldern Abschussrampen für die sogenannten Vergeltungswaffen (V1 und V2-Raketen) geschaffen. Das Entladen der V-Waffen geschah auch auf den Bahnhof in Korb.

Dann kam der Krieg auch nach Marienberg. In der Triftstraße fielen am Nachmittag des 5. November 1944 Luftminen. Am 23. Februar 1945 fielen zwei Sprengbomben auf die Stadt, es gab 1 Toten und 16 Verwundete. Am 21. März 1945 wurde der Bahnhof Marienberg durch Sprengbomben schwer beschädigt. Am 22. März 1945 wurde das Marienberger Lager des Reichsarbeitsdienstes beschossen und bei Langenbach stürzte am 24. Dezember 1944 ein deutsches Flugzeug (Messerschmitt Vf 110) der Luftwaffe ab. Alle Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Ein abgeschossenes amerikanisches Flugzeug fiel in ein Haus in der Karlstraße und tötete ein Kind.

Viele Marienberger litten unter den Kriegen und Unrechttaten der nationalsozialistischen Machthaber. So starben auf den Kriegsschauplätzen in Europa mehr als 100 Soldaten. Etliche Stadtbewohner starben in Konzentrationslagern, waren dort inhaftiert oder saßen in anderen Gefängnis ein.

Am 27. März 1945 gegen 10:30 Uhr marschierten amerikanische Truppen, aus Richtung Altenkirchen kommend, in Marienberg ein. Auf dem Kirchturm, auf dem Rathaus und auf einigen Häusern hatten viele Menschen weiße Flaggen gehisst. Ein in der Bismarckstraße stehende deutscher Munitions-LKW wurde in Brand geschossen. Als er explodierte, wurden einige der umstehenden Häuser beschädigt, bei der Detonation sollen auch einige deutsche Soldaten ums Leben gekommen sein. Zivile Opfer gab es in der befreiten Stadt aber keine. Der Zweite Weltkrieg war auch für Marienberg endlich beendet.

 

Quelle: regionalgeschichte.net

 

 

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