Louis Pfeifer wurde am 8. Januar 1895 in Marienberg geboren, als Sohn von Wilhelm und Pauline Pfeifer, einer alteingesessenen Marienberger Familie. Er hatte noch einen Bruder Karl.

Im Ersten Weltkrieg diente er als Marinesoldat. Danach arbeitete er als Graveur. In dieser Zeit wurde Louis Pfeifer ein überzeugter Anhänger der "Internationalen Bibelforscher-Vereinigung" (IBV), wie man damals Jehovas Zeugen nannte.
Aufgrund der einsetzenden Verfolgung der Bibelforscher durch das NS-Regime erfolgte die Auflösung und Zerschlagung dieser Institution. Louis Pfeifer versuchte, in die damalige Tschechoslowakei zu gelangen, aber als „unerwünschter Deutscher“ wurde ihm die Einreise verwehrt. Daher kehrte er nach Zinhain bei Marienberg zurück, unterstützte die dortige Gruppe der Bibelforscher und verdiente seinen Lebensunterhalt ab Herbst 1935 in Zinhain und seit Oktober 1936 im weiteren Umfeld, als reisender Vertreter für Kurzwaren. Die Vertretertätigkeit eignete sich hervorragend für die Verteilung von verbotenem Schriftgut, darunter die Zeitschrift „Wachtturm“. Er erhielt das Schriftgut zuletzt in monatlichen Abständen durch einen Motorradfahrer aus dem Raum Siegburg.

Im Dezember 1936 wurde er, beim Versuch Zeitschriftenabschriften und weitere Druckerzeugnisse an Kontaktleute im Raum Haiger weiterzugeben, von der Polizei verhaftet. Möglicherweise war Louis Pfeifer der Geheimen Staatspolizei Frankfurt/Main am 14. November 1936 aufgefallen, als sie Otto Becker in Steinperf festnahm, den Pfeifer am selben Tag aufgesucht hatte.

Pfeifers Verhaftung folgte eine Gestapo-Aktion gegen die Bibelforscher im Gebiet um Marienberg. Die erhaltenen Vernehmungsprotokolle offenbaren, dass verschärfte Verhörmethoden angewandt wurden. Es gelang der Gestapo 33 Teilnehmer illegaler Versammlungen der Bibelforscher-Vereinigung aus Zinhain und Umgebung ausfindig zu machen. Am 13. Dezember 1936 griffen Gestapo-Beamte, lokale Polizei, SA und SS zeitgleich zu und nahmen 12 Westerwälder unter dem Verdacht der Betätigung für die verbotene IBV in Schutzhaft.

Mehrfach wurde Louis befragt und Glaubensbrüdern gegenübergestellt. Ein Sondergericht in Frankfurt/Main verhandelte im April 1937 und verfügte imLouis Pfeifer Foto KZ 2 Hinblick auf die Westerwälder Beschuldigten neben zwei Freisprüchen zehn Verurteilungen zu Gefängnisstrafen zwischen drei Monaten und einem Jahr.
Vom 9. Dezember 1936 bis zum 9. Dezember 1938 wird er im Emslager (Niedersachsen) inhaftiert. Anschließend wurde er in Frankfurt in Schutzhaft[1] genommen und am 29. Dezember 1938, 18 Uhr in das Konzentrationslager Buchenwald, auf dem Ettersberg bei Weimar, eingeliefert. Dort erhielt er die Häftlingsnummer 1105. Die nächsten sechs Jahre verbrachte er in Buchenwald.

Für Louis Pfeifer ist das für die Bibelforscher übliche erste Vierteljahr schwerster Zwangsarbeit in einer Sonderabteilung gesichert belegt, die 10-12 Stunden täglich im Laufschritt und unter Quälereien zu verrichten war.

Viele Bibelforscher aus dem Westerwald, wie Wilhelm Panthel (Hirtscheid), Jakob Remmy, Heinrich Schmidt und Heinrich Schütz (jeweils Zinhain), Wilhelm Schütz (Eichenstruth), Friedmann Stahl (Alpenrod) und Karl Steup (Marienberg, Häftlingsnummer 1092), wurden 1937 direkt ins KZ Buchenwald überführt und waren teilweise zusammen in einem Block untergebracht. Heinrich Klimaschewski kam 1938 hinzu, während Jakob Remmy und Wilhelm Schütz wieder frei kamen. Unter den Frauen wurden Auguste Salzer (Erbach) sowie Emma Schmidt, Selma Klimaschewski, Hilda Schütz geb. Kempf und Anna Remmy in KZ verschleppt; die letzten beiden kamen um.

Am 26. Januar 1944 wurde Louis Pfeifer vom KZ Buchenwald in das Konzentrationslager Lublin-Majdanek (Polen) überstellt. Der schnelle Vormarsch der Roten Armee zwang die SS allerdings Lublin-Majdanek kurze Zeit später zu räumen, am 23. Juli 1944 wurde das Lager durch die Rote Armee befreit. Die Schließung des Lagers erforderte den Abtransport der Häftlinge, dadurch wurde Louis in verschiedene Zwischenlager verlegt und kam schließlich mit einem Bahntransport in offenen Güterwaggons in das Konzentrationslager Mauthausen in Österreich.

Wie ein Mithäftling nach Kriegsende berichtete, traf dieser Transport aus Auschwitz kommend am 25. Januar 1945 in Mauthausen ein. Den mehr als drei Kilometer langen steinigen Weg vom Bahnhof zum Lager mussten die Häftlinge zu Fuß zurücklegen, hierbei brach Louis total erschöpft zusammen. Nur mit Hilfe seiner Kameraden erreichte er das Lager. Dort wurde er unter der Häftlingsnummer 118178 registriert. Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands kam er ins Sanitätslager, was die Trennung von der Gruppe seiner Glaubensbrüder zur Folge hatte.

Auch aufgrund der dort vorherrschenden schlimmen Verhältnisse verstarb Louis am 20. Februar 1945 im Alter von 50 Jahren nach insgesamt mehr als acht Jahren Haft. Zwei Monate später, am 5. Mai 1945 wurde Mauthausen durch amerikanische Truppen befreit.

Sein Name wurde in das Totenbuch des Konzentrationslagers Mauthausen des Jahres 1945 unter der Nummer 1583 eingetragen. Während seiner Haftzeit hatte Louis Pfeifer nur wenig Briefkontakt mit Verwandten. Diese Briefe waren zensiert und enthielten die Mitteilungen: „Ich bin gesund“ und „Mir geht es gut“.

 

Den Bibelforschern wurde als einziger Häftlingsgruppe die Möglichkeit geboten, die Entlassung aus einem Konzentrationslager zu erwirken, indem sie mit ihrer Unterschrift der Zugehörigkeit zur Internationalen Bibelforscher-Vereinigung abschworen. Nur wenige unterschieben diese Erklärung.

 

 

Anmerkungen:

[1] Mit der Haftverbüßung endete für den größten Teil der Gefangenen ihr Leidensweg nicht, sondern verschärfte sich. Nach einem Erlass des preußischen Geheimen Staatspolizeiamtes vom 22. April 1937 waren sämtliche IBV-Anhänger nach beendeter Haft unverzüglich in Schutzhaft zu nehmen und die Überführung in ein Konzentrationslager (KL) war zu beantragen.

 

Quellen:

Raum der Namen - Die Toten des KZ Mauthausen

Zeitungsartikel in der Rhein-Zeitung vom 30. Juni 2021, Dr. Markus Müller

 

 

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