Von Fabricken und Manufacturen
 
§1
Ein Staat kann durch Fabricken und Manufacturen blühend werden, und manch brodloser Mensch dadurch  seine Nahrung finden überhaupt Industrie verbreitet werden; man hat dannenhero sehr darauf zu sehen, dass dergleichen von allerhand Art, besonders solche, wozu man die Produckte im Land hat, angeleget, speculative Leute dazu aufgemuntert, und diejenige, welche etwas entreprenieren, nicht eingeschränket, sondern auf alle mögliche Art unterstützet,und ihre Fabricken durch besondere Freiheiten begünstigt werden.
§2
Wir haben unter anderem im Lande Eisen, Stahl, Flachs, Wolle, Marmor p.p.sollte man nicht suchen, dergleichen Manufacturen im Lande zu errichten, wodurch erstens, beide Gattungen ins kleine verarbeitet, der Flachs und die Wolle gesponnen,und der Marmor, wie zu Weilburg geschnitten, und daraus Tische und andere Sachen verfertigt würden, mehrerer Arten vor dieses mal nicht zu gedenken.

§3
Sollten sich im Lande der Leuten nicht genügsam finden, welche Fabricken auf zu richten, weder hinlänglich Einsicht, noch Muth und Vermögen hätten, welches ich gleichwolen meinen Landes Leuten um so weniger absprechen darf, als wir solcher Männer schon viele aufzuweisen haben, die es darinn weit gebracht haben, so könnten auch Frembde unter vortheilhaften Bedingungen hereingezogen, und denen Armen Unterthanen Arbeit und Brot verschaffet werden.

§4
Außer der Wolle die vor die Herborner Tuchmacher und Strumpf Fabricken, und der Baumwolle welche im Kirchspiel Marienberg vor die Dresler und Glaeserische Fabricken nach Siegen gesponnen werden, haben einige aus hiesigem Amte eine Leinen Spinnery angefangen, und es darinn schon ziemlich weit gebracht, dermasen, dass man schier auf 300 Menschen rechnen kann, welche vor dieselbe spinnen. Die gesponnenen Garnen verkaufen sie theils an Fabricken, theils – besonders die groben – lassen sie zu Tuch oder Flanell machen, und verkaufen beides mit Nutzen. Diese Spinnerey kann auch dazu Anlass geben, dass die Unterthanen sich mit der Zeit je mehr und mehr auf das Leinenspinnen legen, ihren Flachs, der gut und ziemlich häufig gezogen wird, selbst verarbeiten, und die gesponnenen Garne wie im Hessisch und Braunschweigischen geschiehet, an inn und ausländische Fabricken  verkaufen, und dadurch vieles Geld ins Amt einbringen. Man suchet also diese Entrepreneurs (Unternehmer) auf alle mögliche Art zu unterstützen, und hat zu dem Ende einen generalen Befehl erlassen, dass alle Brodlose und Armen im Amt vor gedachte Entrepreneurs spinnen, und dadurch ihren Unterhalt suchen, oder gewärtigen sollen, dass sie mit Gewalt dazu angehalten, und ihnen keine Gnadensteuern mehr gegeben würden; denen Schultheisen und Heimbergern hat man aufgegeben, möglichst darauf zu sehen, dass dem Befehl nachgelebet, die Faulenzer aber angezeiget werden. Dass alle diejenige,welche schon spinnen oder spinnen wollen, richtig haspeln,und sich der angegebenen Zahl Haspeln bedienen, im wiedrigen derjenige,der sich eines Betruges schuldig machen würde, gewärtigen solle, dass ihm nicht allein den Spinnerlohn entzogen, sondern auch noch daneben bestraft werden solle, dass kein Spinner bei Strafe ehender von einem Entrepreneur ab und zu dem andern übergehen darf bis er entweder den vom ersteren empfangenen Flachs oder etwa erhaltenen Vorschuss respice aufgesponnen oder abverdienet habe, dass diejenigen, welche am fleisigsten und besten spinnen, und sich hierinn vor andern hervorthun, wann sie solches durch ein beglaubtes Attest beigebracht, ein besonderes gratiale zu hoffen haben sollten.

§5
Diejenige Unterthanen, ich rede hier nicht blos von den Armen, sondern überhaupt, sind größten Teils mit einem starken Vorurtheil gegen das Leinenspinnen und Garn Verkaufen eingenommen, sie glauben nicht, dass ihre Arbeit genugsam belohnet werde, meinen vielmehr, dass wann sie entweder den Flachs mit dem Werk oder gehächelt verkiefen, oder ihr gesponnenes Garn selbst zu Tuch machen liesen,und solches verhandelten, ein größerer Nutzen vor sie herauskäme; die Sache ist wichtig genug, darüber eine gründliche Berechnung anzustellen, und demnächst das Beste denen Unterthanen an die Hand zu geben, ich meines Orts bin einmal vor das Spinnen eingenommen, weil ich weiß und Proben habe, wie große Summen Geldes in die Lande wo solches eingeführet ist, jährlich eingehen, die Garne auch mit leichterer Mühe als das Tuch debitiret (angeboten) werden können.

 

 

Keine Kommentare

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.