Der 18. Juli 1874 war ein Samstag und ein heißer Sommertag, die Bauern waren mit der Heuernte beschäftigt. Gegen 11 Uhr war über dem Oberdorf von Marienberg ein kleines Rauchwölkchen zu sehen, das sich schnell zu einer großen Rauchwolke ausbreitete.
Was war geschehen? Im Nachhinein wird vermutet, dass Kinder mit Streichhölzern gespielt und so eine Scheune in Brand gesetzt haben. Der Funkenflug ließ das Feuer auf die damals üblichen Strohdächer überspringen und innerhalb kürzester Zeit standen dutzende Gebäude in Flammen. Die durch die Sturmglocken herbeigerufenen Löschtrupps konnten die Häuser nicht retten, sie mussten das Löschwasser mühsam vom weit entfernten Amtsbrunnen den Berg hinaufschaffen. Es konnte aber verhindert werden, dass sich das Feuer noch weiter ausdehnte. Erst gegen Abend war der Brand unter Kontrolle.
Es war die verheerendste Feuersbrunst, die Marienberg bis dahin erlebt hatte. Der obere Stadtteil wurde zur Ruinenlandschaft. Nur die Pfarrkirche, das Gasthaus »Zur Schönen Aussicht« und einige andere Gebäude blieben vom Feuer verschont. Der starke Ostwind trug die Feuergarben mehrere hundert Meter durch die Luft. Bis zu einer Entfernung von zwei Wegstunden ging der Aschenregen nieder.
Noch acht Tage nach Ausbruch des Brandes zehrte das Feuer in den Kellern der Ruinen. Die zum größten Teil bereits eingebrachte Heuernte wurde komplett vernichtet. Nur der Mangel an Nahrung bot dem Feuer Einhalt, da Menschenkraft gegen diesen Feuersturm machtlos war.
Marienberg zählte damals etwa 700 Einwohner, die vorwiegend in dem oberen Teil der heutigen Stadt wohnten. Viele Bewohner, die zumeist nicht versichert waren, hatten alles verloren.
Im Laufe der Jahre wurden die Häuser wieder aufgebaut, seit dieser Zeit durften Hausdächer in Marienberg nicht mehr mit Stroh gedeckt werden.